In Cogolin setzte sich Front National-Kandidatin Marine Le Pen durch. Foto: Nietfeld Foto: Schwarzwälder-Bote

Präsidentschaft: Drittel der Wähler von Cogolin stimmen für rechtsgerichteten Front National / Große Unterschiede bei Gemeinden

Seit Sonntag ist es amtlich: Am 7. Mai kommt es in Sachen französischer Präsident zur Stichwahl. Emmanuel Macron tritt gegen Marine Le Pen an. In den Partnerstädten der Gemeinden im Kreis fiel die Unterstützung der Kandidaten unterschiedlich aus.

Kreis Calw. Das französische Innenministerium hat offizielle Zahlen geliefert: Im Rennen um die Präsidentschaft Frankreichs wurde Emmanuel Macron mit 23,75 Prozent zum Wahlsieger der ersten Runde erklärt. Dahinter folgen Marine Le Pen, Kandidatin des rechtsgerichteten Front National (FN) mit 21,53 Prozent, der konservative Kandidat François Fillon mit 19,91 Prozent und der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon mit 19,64 Prozent.

Eine Momentaufnahme, die den Durchschnitt des Landes abbildet. Wie sehr einzelne Ergebnisse davon abweichen wird deutlich, wenn man die Zahlen jener Ortschaften betrachtet, die mit Städten und Gemeinden im Kreis Calw partnerschaftlich verbunden sind. Moutiers-les-Mauxfaits und Althengstett Seit dem Jahr 2013 besteht eine Städtepartnerschaft zwischen Althengstett und Moutiers-les-Mauxfaits, einer 2000-Seelen-Gemeinde an der Atlantikküste. Die Freundschaft war aus einem Schüleraustausch hervorgegangen, den die Realschule seit dem Jahr 2000 unterhält. Laut der Internetseite www.annuaire-mairie.fr, was frei übersetzt etwa "Rathaus-Verzeichnis" bedeutet, wurde in Moutiers-les-Mauxfaits konservativ gewählt. Fillon lag dort mit 25,12 Prozent vor Macron (24,11 Prozent), Le Pen (20,65 Prozent) und Mélenchon (13,94 Prozent). Fillon räumte somit deutlich mehr, Mélenchon deutlich weniger Stimmen als im Landesschnitt ab. Villaines-la-Juhel und Bad Liebenzell Im Nordwesten Frankreichs, am Rande der Normandie, liegt die Gemeinde Villaines-la-Juhel, die in diesem Jahr ein Jubiläum feiern darf: 25 Jahre Städtepartnerschaft mit Bad Liebenzell. Doch bereits bevor die Sache 1992 offiziell wurde, bestanden Kontakte – seit dem Jahr 1979. Besonders stark bei der Wahl in Villaines-la-Juhel schnitten Macron (28,38 Prozent) und Fillon (27,72 Prozent) ab. Schlechte Ergebnisse im Vergleich zum Landesschnitt fuhren mit 17,90 Prozent Le Pen und Mélenchon mit 12,63 Prozent ein.

Cluny und Calw Eine Klosterpartnerschaft besteht zwischen Calw und Cluny – denn aus klösterlicher Sicht gesehen gehören Hirsau und die Gemeinde, die Luftlinie rund 100 Kilometer vom schweizerischen Genf entfernt zu finden ist, eng zusammen. Am 11. September 910 wurde die Abtei Cluny gegründet, als Grundstein für den cluniazensischen Klosterverband, der im Laufe der Zeit mehr als 1000 Klöster und 20 000 Mönche umfasste. Das Peter- und Pauls-Kloster zu Hirsau, mit dessen Bau 1082 begonnen wurde, war dabei eines der bedeutendsten. Von allen Ortschaften, die mit Gemeinden im Kreis Calw eine Partnerschaft pflegen, entschieden sich hier die wenigsten Wähler für Le Pen. Gerade einmal 15,28 Prozent verbuchte der FN für sich. Auf den ersten drei Plätzen und dicht beieinander liegen Macron (23,92 Prozent), Fillon (22,38 Prozent) und Mélenchon (21,18 Prozent).

Cogolin und Bad Wildbad Bald 40 Jahre ist es her, seit die Bürgermeister aus Cogolin und Bad Wildbad im Oktober 1981 ihre Partnerschaftsurkunde unterzeichneten. Der Inhalt dieser Urkunde klingt heute zum Teil beinahe zynisch. "Ein in sich einiges Europa und freie Gemeinden sind die Garanten für das Wohlergehen der Bürger unserer beiden Städte", heißt es dort. Das Zynische daran: Seit 2014 regiert in Cogolin Marc Etienne Lansade, ein Bürgermeister, der dem Front National angehört. Einer Partei, die unter anderem einen Austritt Frankreichs aus der Europäischen Union anstrebt. Kaum verwunderlich daher auch die Ergebnisse in der Gemeinde an der Côte d’Azur, nahe von Saint Tropez: 33,43 Prozent stimmten für Le Pen. Weit dahinter folgen Fillon (23,52 Prozent), Macron (16,44 Prozent) und Mélenchon (14,04 Prozent).

Longwy und Nagold Bereits seit 1967 besteht die offizielle Partnerschaft von Nagold und Longwy, einer Stadt nahe des Drei-Länder-Ecks von Frankreich, Belgien und Luxemburg – und damit seit mittlerweile fünf Jahrzehnten. Bei einem Jubiläumswochenende mit Rahmenprogramm soll das in diesem Jahr von Freitag, 23., bis Sonntag, 25. Juni, gefeiert werden. In Longwy hatten bei der Präsidentenwahl die Linken die Nase vorn: Mélenchon, der älteste unter den Kandidaten, der von der kommunistischen Partei unterstützt wird, sicherte sich 26,92 Prozent der Stimmen. Es folgen Macron (24,32 Prozent), Le Pen (20,26 Prozent) und Fillon (13,33 Prozent).

Bourg-Saint-Maurice und Altensteig Es ist die wohl älteste Städtepartnerschaft mit einem französischen Ort im Kreis Calw: Altensteig und Bourg-Saint-Maurice, eine Gemeinde an der italienischen und unweit zur Schweizer Grenze gelegen, sind seit dem Jahr 1965 freundschaftlich verbunden. Die Wähler von Bourg-Saint Maurice – heute übrigens einer der bekanntesten Wintersportplätze in den französischen Alpen – scheinen zum großen Teil bürgerlich-konservativ zu sein. So siegte dort Fillon mit 25,96 Prozent. Die Plätze zwei bis vier holten Macron (21,65 Prozent), Mélenchon (19,61 Prozent) und Le Pen (16,14 Prozent).

Marine Le Pen

... ist die Kandidatin des rechtsgerichteten Front National (FN). Neben einem Referendum über einen Austritt Frankreichs aus der EU wollen Le Pen und ihre Partei eine drastische Beschränkung der Einwanderung sowie den Ausstieg aus dem Euro.

François Fillon

... ist ehemaliger Premierminister und war Kandidat der bürgerlichen Rechten. Er galt als Favorit der Wahl – bis bekannt wurde, dass die französische Justiz Vorwürfe prüft, nach denen Fillons Frau nur zum Schein im Parlament angestellt war.

Emmanuel Macron

... ist unabhängig und früherer Wirtschaftsminister. Er positioniert sich weder links noch rechts. Macron gilt als Pro-Europäer und wirbt vor allem um Wähler der Mitte.

Jean-Luc Mélenchon

... ist Anführer der Linken und mit 65 Jahren der älteste unter den wichtigen Kandidaten. Er wird von der kommunistischen Partei unterstützt und tritt unter anderem für höheren Mindestlohn ein.