Böblingens Landrat will die Hesse-Bahn nur unter Bedingungen unterstützen. Foto: Fritsch

Landrat Roland Bernhard stellt Bedingungen und will nur unter bestimmten Voraussetzungen das Projekt unterstützen. Verwunderung in Calw.

Kreis Calw/Kreis Böblingen - Der Landkreis Böblingen knüpft seine Unterstützung für die Hesse-Bahn an Vorbedingungen. Das hat Böblingens Landrat Roland Bernhard nun öffentlich machen lassen. Im Calwer Landratsamt zeigt man sich über den Vorstoß "verwundert", weist Böblinger Vorwürfe zurück – aber besonders hochhängen will man die Sache nicht. Vor wenigen Wochen noch stellte sich Claus Schmiedel, der SPD-Fraktionschef im Landtag, demonstrativ hinter das Projekt Hermann-Hesse-Bahn. Jetzt meldet sich dazu der Landrat des Kreises Böblingen zu Wort. Roland Bernhard signalisiert in einer Pressemitteilung zwar seine auch "grundsätzliche Bereitschaft" zu diesem Projekt, allerdings knüpft er seine Unterstützung an Bedingungen.

"Durch einen Betrieb der Nebenbahn zwischen Weil der Stadt und Renningen darf es zu keiner betrieblichen Störung und keiner Reduzierung des Betriebs der S-Bahn-Linie 6 kommen", macht Bernhard in der Mitteilung klar. Darüber hinaus müssten zum Wohl der Bürger Renningens und Weil der Stadts sich die Lärm- und Schadstoffemissionen der Hesse-Bahn im zulässigen Bereich bewegen. Einen solchen emissionsarmen Betrieb hält Bernhard nur für möglich, wenn die Hesse-Bahn im Elektro-Betrieb fährt. Abgerundet wird das Bedingungspaket noch mit der Forderung nach einem Stresstest, der dem Landkreis Böblingen vorgelegt werden müsse, und nach einer Vereinbarung zur Bedienungssicherheit mit dem Aufgabenträger der S-Bahn, der Region Stuttgart.

Erst wenn all diese Bedingungen erfüllt seien, sei der Landkreis auch zu Gesprächen über eine mögliche finanzielle Beteiligung an dem Projekt bereit.

Doch damit nicht genug der Forderungen. Bernhard fordert den Landkreis Calw dazu auf, die betroffenen Kommunen im Kreis Böblingen – Renningen und Weil der Stadt – "gebührend" einzubinden und wünscht sich für die Zukunft eine "partnerschaftliche Vorgehensweise".

Im Landratsamt Calw zeigt man sich "verwundert" über den Vorstoß aus Böblingen. Die Kritik der mangelhaften Einbindung der Böblinger Kommunen will der Kreis Calw nicht auf sich sitzen lassen und weist die Kritik zurück: "Wir müssen uns nicht vorwerfen lassen, zu wenig zu informieren", stellte gestern Thiemo Stock, Sprecher des Calwer Landratsamtes, im Gespräch mit unserer Zeitung klar. Mit Weil der Stadt und Renningen stehe man im regen Austausch. Erst am 27. März sei Landrat Helmut Riegger persönlich in dieser Sache in Renningen gewesen. Am 4. April habe ein Gespräch mit dem Weil der Städter Bürgermeister Thilo Schreiber stattgefunden – mit dem Ergebnis, dass Weil der Stadt der Hesse-Bahn keine Steine in den Weg legen wolle. Zum Thema Lärmschutz stellte Stock klar, dass der Landkreis wie jeder andere Betreiber auch die Lärmschutzvorgaben einhalten werde. Wenn es im Betrieb überhaupt Probleme geben werde, dann würden die nicht von der Hesse-Bahn, sondern von der S-Bahn ausgehen, ist Stock überzeugt.

Bernhards Bevorzugung der Elektro-Variante und die Behauptung, nur sie gewährleiste einen emissionsarmen Betrieb, kann Stock nicht nachvollziehen. Was den Lärm angehe, sei ein Diesel nicht lauter als ein elektrisch betriebener Zug. "Nicht der Motor ist für den Geräuschpegel verantwortlich, sondern die Laufgeräusche", so der Pressesprecher. Und da sei ein langer S-Bahnzug wahrscheinlich lauter als eine kurze Hesse-Bahn. Im Nagoldtal fahre die Kulturbahn mit Diesel und dort habe es bisher keine Beschwerden über Lärm oder Abgase gegeben: "Die Diesel sind ja auch weit entfernt von den alten rußenden Dieseln", so Stock, der ergänzt, dass ein Dieselbetrieb leichter zu realisieren sowie einfacher und günstiger zu betreiben und zu warten sei.

Beim Landkreis Calw habe man sich noch nicht für die Antriebsvariante entscheiden. "Förderfähig sind beide", weiß Stock, der den Landkreis Böblingen darauf hinweist, dass ein entscheidender Faktor in dieser Sache sei, welche Variante das Verkehrsministerium in Stuttgart bevorzuge.

Trotz aller Verwunderung über den Vorstoß aus Böblingen, will der Landkreis Calw die Sache nicht hoch hängen. Es gebe keine fundamentalen Probleme mit dem Kreis Böblingen, lässt Stock wissen, der nur von "atmospährischen Störungen" zwischen den beiden Landkreisen spricht.