Sein Har(t)z IV-Kunstprojekt stellt Mathias Schweikle (rechts) dem Bundestagsabgeordneten Hans-Joachim Fuchtel (links) vor. Foto: Schwarzwälder-Bote

Stuckateurmeister Mathias Schweikle wirbt um Unterstützung für sein Werk / Standort wird noch gesucht

Nordschwarzwald. Lamentieren ist nicht sein Ding. Als selbstständiger Stuckateurmeister weiß Mathias Schweikle, was es heißt, anzupacken und sich auf Veränderungen einzustellen.

Das ist auch sein Thema für ein geplantes Kunstprojekt, das er jetzt dem Bundestagsabgeordneten Hans-Joachim Fuchtel vorgestellt hat. Es greift die Diskussion um Hartz IV aus einem völlig neuen Blickwinkel auf und soll Mut zur Veränderung machen.

Denn wie einst die Harzer, Köhler oder Glasbläser im Schwarzwald auf gesellschaftliche oder technische Veränderungen in ihrem beruflichen Umfeld reagieren und sich neuen Aufgaben zuwenden mussten, so seien die Menschen über Jahrtausende immer wieder gezwungen gewesen, sich nach neuer Arbeit umzuschauen.

"Ich möchte diejenigen, die vom Hartz-IV-Topf abhängig sind, nicht schelten, aber sie motivieren, positiv zu denken und zu handeln", sagt der Künstler aus Pfalzgrafenweiler, der um Unterstützung für sein Werk wirbt und nach einem geeigneten Standort Ausschau hält.

"Weil es ja immer was aus dem Topf gibt"

Die Form seines Kunstwerks hatte Schweikle dem Parlamentarischen Staatssekretär bei der Bundesministerin für Arbeit und Soziales gleich mitgebracht. Aus den kleinen Har(t)z-IV-Töpfchen sollen vier Meter hohe werden, an denen unterschiedlich lange Birkenleitern angebracht werden. Sie stehen symbolisch für die unterschiedlichen Charaktere unter den Hartz-IV-Aspiranten: Der eine, dem es nie bis an den Rand reicht, um aus dem Vollen schöpfen zu können, und derjenige, der deutlich übers Ziel hinausschießt. Außerdem gibt es einige, die gar keine Lust haben, für Veränderung zu sorgen, "weil’s ja immer was aus dem Topf gibt!"

Bei der Suche nach dem passenden Weg, aus der Spirale der Abhängigkeit auszusteigen, kann der "Glasbläser Georg aus Bulbach" in Schweikles Augen Vorbild sein. Der junge Handwerker schnürte Mitte des 19. Jahrhunderts sein Rucksäckle, um von Baiersbronn aus zu Fuß nach Norddeutschland zu marschieren und dort sein Glück zu suchen. In der Heimat drohte ihm der Jobverlust; im hohen Norden wurde er sein eigener Chef.

"Viele könnten sich genauso verändern", ist der 48-jährige Künstler überzeugt. Und wie das Harz unter enormem Druck zu Bernstein werde, so vollbrächten Menschen unter Druck besondere Leistungen.

Für sich persönlich hat Mathias Schweikle längst den Grundsatz des Bundestagsabgeordneten Hans-Joachim Fuchtel zu eigen gemacht: "Nicht nur reden, sondern handeln." Deshalb soll das Kunstwerk, das mit den Jahren in seinem Kopf gereift ist, jetzt an exponierter Stelle Realität werden.

Der Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Fuchtel nannte das geplante "Mut-Machen-Projekt" "hochinteressant". Es sei sicher geeignet, die Diskussion zur Hartz-IV-Problematik in eine positive Richtung zu lenken. Kunst bedeute immer, die Gedanken ihres Schöpfers auf sich wirken zu lassen, um für sich selber daraus die passenden Schlüsse zu ziehen. Gesucht werden jetzt noch Unterstützer der Idee, wofür Fuchtel dem Künstler seine Hilfe zusagte.