Nur wenige Tage, nachdem sich der Naturschutzbund dazu entschlossen hat, gegen die Hesse-Bahn zu klagen, übt die Bürgeraktion "Unsere Schwarzwaldbahn" scharfe Kritik an dem Vorgehen der Naturschützer – und will doch mit ihnen das Gespräch suchen. Foto: avmediafactory

Kritik an Klage lässt nicht lange auf sich warten. Trotzdem will man das Gespräch mit dem Naturschutzbund suchen.

Leonberg/Kreis Calw - Nur wenige Tage, nachdem sich der Naturschutzbund dazu entschlossen hat, gegen die Hesse-Bahn zu klagen, übt die Bürgeraktion "Unsere Schwarzwaldbahn" scharfe Kritik an dem Vorgehen der Naturschützer – und will doch mit ihnen das Gespräch suchen.

Die Bürgeraktion "Unsere Schwarzwaldbahn" (BAUS) hält die Klage des Naturschutzbundes gegen das Bahnprojekt Calw-Renningen, die geplante Hesse-Bahn, für falsch. Der Schutz von Fledermäusen sei wichtig, aber Bahnfahren trage nicht weniger zum Naturschutz bei. Das Vorgehen der Naturschützer gefährde von seinen Folgewirkungen her zudem die heutigen Fledermauspopulationen in den Tunnels anderer Bahnstrecken, heißt es in einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung der Bahnfreunde.

Die nun erfolgte Klage des Naturschutzbundes (Nabu) gegen die Wiederbelebung der Bahnverbindung von Calw nach Stuttgart ist nach Einschätzung der Bürgeraktion ein "unsinniger Schritt". Für Reinhard Hackl, Sprecher der Initiative aus dem Altkreis Leonberg, gerät der Landesverband der Naturschützer damit "auf das falsche Gleis". Hackl verweist darauf, dass die Verkehrswende hin zu klima- und naturfreundlichen Verkehrsmitteln wie dem Schienenverkehr in konkreten Schritten erfolgen müsse. Gerade dazu bilde die Reaktivierung des Calwer Teils der "Württembergischen Schwarzwaldbahn" durch den Kreis Calw, die nun seit 30 Jahren diskutiert werde, endlich einen wichtigen Beschluss. Um so unverständlicher sei nun der Versuch einer Blockade dieses wichtigen Verkehrsprojektes in der Metropolregion Stuttgart ausgerechnet durch Naturschützer.

Auch Hans-Joachim Knupfer, Mitbegründer der Bürgeraktion, hält die Forderung des Naturschutzbundes, während der Schwarm- und Ruheperioden der Fledermäuse in den Bahntunnels Busse statt Züge einzusetzen, für "an der Wirklichkeit vorbeigehend". Die längere Reisezeit und geringere Flexibilität sei den Fahrgästen nicht zuzumuten. Auch mache der Nabu keine Aussage, wer die Mehrkosten für den teureren Busverkehr tragen solle. Eine Abwanderung von Bahnkunden auf Autos habe aber in jedem Fall mehr Benzinverbrauch, Luftverschmutzung und überfahrene Tiere auf den Straßen zur Folge. "Viele Naturschützer fahren daher aus Prinzip mit der Bahn", so Knupfer. "Der Nabu sollte die Interessen von möglichst vielen seiner Mitglieder abbilden."

In der Praxis fördere die Vorgehensweise der Nabu-Landesvertretung nicht den Fledermausschutz, sie wirke sogar kontraproduktiv. Knupfer weist darauf hin, dass auch die Betreiber anderer Eisenbahnstrecken nun allen Grund hätten, dafür zu sorgen, dass ihre Tunnel auf keinen Fall mehr Unterschlupf für Fledertiere böten. Schließlich müssten die Eisenbahnen sonst befürchten, dass der Nabu gegen weitere Zugverkehre vorgehe. Damit sei nun auch die jahrzehntelange problemlose Koexistenz von Fledermäusen und Zugverkehr auf regulären und rege befahrenen Bahnstrecken bedroht. Hans-Joachim Knupfer: "Der Nabu erweist den Tieren keinen guten Dienst."

Weil die Fördermittel für die Bahnreaktivierung nach Calw im Jahr 2018 auslaufen, darf das Reaktivierungsvorhaben nicht verzögert werden. Die Bahnaktivisten für die 1872 erstmals eröffnete Calwer Schwarzwaldbahn wollen daher das Gespräch mit dem Nabu suchen.