Die Befreiung von Geiseln muss natürlich geübt werden. Künftig will das KSK aber auf dem Akademie-Gelände aufs Schießen und Sprengen verzichten. Foto: Archivfoto: Fritsch

Kommando Spezialkräfte in Calw will künftig weder schießen noch sprengen. Video von Übung sorgt für Wirbel.

Calw - Natürlich ist es ärgerlich, wenn die Bundeswehr zu nachtschlafender Zeit in Wohngebieten so richtig Krach macht. Wie in der vergangenen Woche wieder einmal im Akademie-Gebäude geschehen, als Soldaten des Kommandos Spezialkräfte die Befreiung von Geiseln geübt haben.

Dass aber Betroffene wie der Calwer Schreinermeister Bernhard Stopper dann gleich von "Kriegszustand in Calw" sprechen, das passt Oberbürgermeister Ralf Eggert gar nicht in den Kram. Weil so ein schlechtes Bild von der Stadt gezeichnet werde, sagte er gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Für ihn ist das eher ein "Sturm im Wasserglas". Für den die Stadt nicht einmal etwas könne. Verantwortlich hierfür sei allein die Bundeswehr – oder in diesem Falle wieder das Kommando Spezialkräfte.

Eggerts Bild vom "Sturm im Wasserglas" ist gar nicht schlecht gewählt. Nur dass auch er mit dazu beigetragen hat. "KSK übt und schreckt Anwohner auf" lautete im vergangenen August die Überschrift über einen Artikel in unserer Zeitung. Damals hatte ein lauter Knall gegen 22 Uhr sogar manch einen aus dem Schlaf gerissen. Des Rätsels Lösung lieferte der Presseoffizier so: "Das Kommando Spezialkräfte übt in einigen leer stehenden Gebäuden im Stadtgebiet Calw. Dabei kann es vorübergehend zu Lärmentwicklung und kleineren Explosionen kommen." Am Ende war es sogar den Kommandosoldaten zu laut, wie sie einräumten

Aber es wurde weitergeübt, und nach wie vor am Akademiegebäude. Seit August, so Stopper, mindestens drei Mal. Diese dem Land gehörende und seit Jahren leer stehende Immobilie ist dafür bestens geeignet. Von der letzten Übung hat ein Nachbar – aber nicht der Schreinermeister – ein Video angefertigt. Das Filmchen ist im Internet zu sehen.

Stopper hat den OB darauf aufmerksam gemacht. Das Problem mit dem KSK und der Akademie würde es schon lange geben, aber keiner wolle dafür zuständig sein, beklagt er sich. Wie zum Beispiel auch nicht bei den Sachzerstörungen im Calwer Stadtgarten, auf die er vor einiger Zeit aufmerksam gemacht hat (wir berichteten).

Das wollte der OB so nicht auf sich sitzen lassen. In seiner Antwort an Stopper schießt er zwar das ein oder andere Mal übers Ziel hinaus (wie treffend in diesem Fall). Ihn ärgere es auf jeden Fall, so stellte es Eggert unserer Zeitung gegenüber klar, wenn in einem Video die Stadt schlecht gemacht wird. Und dann auch noch bei Angelegenheiten, wo diese dar nichts dafür könne.

Wenn Calw im Landkreis ein schlechtes Image habe, dann liege dies nicht zuletzt daran, dass die Bürger ihre Stadt schlecht machen. In Nagold sei dies nicht ansatzweise der Fall. Es sei nur seine Pflicht, gegen so etwas vorzugehen.

Mit der Bundeswehr habe er gestern wieder einmal Kontakt aufgenommen. Dabei sei ihm versichert worden, dass die Geiselbefreiung im Akademiegebäude zwar weiter geübt werden soll, dass man aber künftig aufs Schießen und Sprengen verzichten will. Er hoffe jetzt, dass sich das KSK daran halte.