OB Ralf Eggert hat am GÖK-Gutachten Zweifel. Foto: Fritsch

Klinikdiskussion: Oberbürgermeister Ralf Eggert will Krankenhaus-Standortfrage zunächst einmal zurückstellen.

Calw - Natürlich spielte das Calwer Krankenhaus bei der Bürgerversammlung am Dienstagabend in der Altburger Schwarzwaldhalle eine Rolle. OB Ralf Eggert war in seiner Rede zwar nur kurz darauf eingegangen, was es für Calw bedeutet, wenn das Szenario 3 Plus sehr wahrscheinlich im Kreistag beschlossen wird.

Nämlich: Neubau eines Calwer Krankenhauses mit etwa 100 Betten für 30 Millionen Euro, um Grund- und Regelversorgung vor Ort anbieten zu können. Die Nagolder Klinik soll dagegen zum Schwerpunktkrankenhaus mit rund 270 Betten und medizinischen Spezialisierungen ausgebaut werden.

In der Fragerunde verdeutlichte er aber, was er davon hält und welche Zweifel er hat Nicht nur in die Richtung, ob 30 Millionen Euro wirklich für einen Neubau ausreichen. Nach Eggerts Überzeugung muss die Frage, ob das Krankenhaus am Standort erhalten werden oder ob es einen Neubau geben soll, zunächst zurückgestellt werden. Viel wichtiger ist ihm die Qualität einer künftigen Calwer Klinik. Das sei entscheidend, ob sie auf Dauer auch Bestand haben könnte.

Das GÖK-Gutachten weist in seinen Augen hier einige Fehler aus. Ein ganz entscheidender: Wenn die Orthopädie, wie vorgeschlagen, von Calw nach Nagold verlegt wird, sollen dort die derzeitigen Defizite in einen jährlichen Gewinn von fünf Millionen Euro umgewandelt und damit in der Zukunft die zu erwartenden Verluste von Calw in Höhe von vier Millionen Euro dauerhaft ausgeglichen werden. "Das kann schon stimmungsmäßig nicht gut gehen, wenn einer die Lasten des anderen tragen soll", ist der OB überzeugt.

Es sei zwar in dem Gutachten festgestellt worden, dass auf diesem Gebiet von Horb keine Konkurrenz mehr drohe. Aber anderswo, zum Beispiel in Rottenburg oder auch Freudenstadt, würde es ebenfalls ausgezeichnete Orthopädien geben. Darüber werde im Gutachten kein Wort verloren. Und wenn es die geburtshilfliche Abteilung nicht mehr geben sollte, sei mit rund 20 Geburten pro Jahr während des Transports nach Böblingen zu rechnen. Das sei zwar kein Problem, wenn so etwas in einem Rettungswagen geschieht. Aber wie oft würden Gebärende so ins Krankenhaus gebracht? Nicht zu vergessen sei, dass das GÖK-Gutachten keine Intensivbetten mehr für Calw vorsehe.

Für Eggert gibt es auch in Sachen Klinikverbund noch einiges zu klären. Zum Beispiel, was dieser mit den 15 Millionen Euro pro Jahr, die er an Verwaltungskosten abrechnet, macht. Warum die Kosten für die Altensteiger Rettungswache den Krankenhäusern zugeschlagen werden. Oder warum der Kreis Krankenhäuser als Immobilien nicht – wie dies anderswo durchaus der Fall sei – unterhalte und sie für einen symbolischen Preis für einen Euro an den Klinikverbund vermiete.

Eggert machte aber auch klar, dass es ihm nicht unbedingt um den Erhalt des alten Calwer Krankenhaus geht, in das in den vergangenen Jahren rund 60 Millionen Euro investiert worden sind. "Schauen Sie sich mal in Oberndorf um, wie es in einem neuen, modernen Krankenhaus zugeht", empfahl er. Und er wies darauf hin, dass es bei der Zukunft der hiesigen Klinik nicht nur um Calw sowie Nagold geht. Im Kreistag, der letztlich entscheidet, würden auch Mitglieder aus dem Bereich Bad Wildbad, Enzklösterle, Bad Herrenalb oder Dobel sitzen. Und für die würden alleine die Zahlen zählen. Verluste in Calw oder Nagold müssten nämlich auch die Bürger dieser Kommunen (über die Kreisumlage) tragen. Dass es bei den Kliniken im Kreis Calw so weiter geht wie bisher, das sei unter diesem Gesichtspunkt unwahrscheinlich.