Der Calwer Gemeinderat setzt sich dafür ein, die medizinische Versorgung in der Stadt zu erhalten – egal, ob am alten oder neuen Standort. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Gesundheitsversorgung: Fraktionsvorsitzende beziehen Stellung zur Zukunft des Calwer Krankenhauses

Die Zukunft des Krankenhauses beschäftigt seit Monaten und Jahren die Menschen im Raum Calw. So sehr, dass sich das Thema bei der letzten Sitzung des Gemeinderates in diesem Jahr sogar recht deutlich in die Haushaltsreden der Fraktionsvorsitzenden einschlich.

Calw. "Ich glaube, keine Kommune in ganz Deutschland hat nicht versucht, durch Proteste, Resolutionen und wer weiß was noch alles zu verhindern, dass das eigene Krankenhaus nicht geschlossen beziehungsweise verlagert wird. Mir ist aber kein Fall bekannt, wenn nicht die Kommune selber Träger ist, dass dies geglückt ist." Mit diesen klaren Worten begann Dieter Kömpf, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, am Donnerstagabend seine Ausführungen zur Krankenhausdebatte. Er ist überzeugt: "Es wird das Ende unseres Krankenhauses sein, wenn der Campus nicht kommt, auch wenn das viele nicht glauben oder wahrhaben wollen." Deshalb sei es wichtig, daran zu arbeiten, dass der Campus ein Erfolg werde. Ziel müsse es sein, sämtliche geplanten medizinischen Angebote für die Bevölkerung umzusetzen.

Standort zweitrangig

Auch Sebastian Nothacker, Fraktionsvorsitzender der CDU, nutzte seine Haushaltsrede, um das Thema anzusprechen. Er betonte, dass sowohl der Gemeinderat als auch Oberbürgermeister Ralf Eggert sich dafür einsetzten, dass es auch weiterhin eine medizinische Vollversorgung in Calw gebe. "Zweitrangig und davon zu trennen ist die Frage, in welchem Gebäude diese medizinische Vollversorgung erbracht werden soll", so Nothacker. Und: Man müsse aufpassen, im Kampf um ein altes Gebäude am Ende nicht leer auszugehen. Denn die Vorstellung, dass bei einem Verzicht auf den Neubau im alten Krankenhaus alles so bleibe, wie es ist, sei trügerisch. Bereits jetzt gebe es Zweifel, ob das alte Gebäude den stetig steigenden Anforderungen an eine moderne Klinik gerecht werde. Eher früher als später stehe dann eine Schließung der Klinik im Raum. Der erfolgversprechendste Weg sei es nun, sich dafür einzusetzen, dass das Kreistagskonzept weiterentwickelt werde. Als Beweis dafür, dass eine solche Entwicklung möglich sei, führte er an, dass das ursprüngliche Konzept nur 85 Betten vorgesehen habe und man mittlerweile bereits bei 135 angelangt sei. Nicht zuletzt sei der Umzug des Krankenhauses ins Stammheimer Feld eine Chance, am alten Standort ein neues Stadtviertel zu gestalten.

GfC-Fraktionsvorsitzender Jürgen Ott führte an, dass auch der Gemeinderat gefordert sei, die Entwicklungen in Sachen Krankenhaus den Bürgern transparent und verständlich zu vermitteln. Und dass deutlich gemacht werden müsse, dass der Gemeinderat geschlossen für eine medizinische Vollversorgung kämpfe. Aber auch, dass der Einflussbereich des Calwer Gremiums begrenzt sei und die Entscheidungshoheit komplett beim Kreistag liege – der eben nicht nur mit Calwer Räten besetzt sei.

Hugo Bott, Fraktionsvorsitzender der SPD, ging auf den seiner Meinung nach größten Streitpunkt der Debatte ein: die angekündigte Verlagerung der Orthopädie nach Nagold. Hier gelte es, mit Nachdruck, aber mit aller Sachlichkeit nachzuverhandeln. In einem Gespräch mit OB Eggert, Fraktionsvertretern und den Chefärzten des Calwer Krankenhauses sei schließlich deutlich geworden, dass die von Landrat Helmut Riegger zugesicherte vollumfängliche unfallchirurgische Versorgung ohne Orthopädie nicht möglich sei, da die beiden Disziplinen heutzutage nicht mehr voneinander zu trennen sind.