Nach der Überzeugung von Landrat Helmut Riegger müssen die Krankenhäuser – hier das in Calw – aus den roten Zahlen heraus. Foto: Fritsch

Uneinigkeit zwischen den Aufsichtsratsvorsitzenden über betriebswirtschaftlichen Ziele.

Calw/Böblingen - Über die betriebswirtschaftlichen Ziele des Klinikverbunds Südwest herrscht offenbar Uneinigkeit zwischen den Aufsichtsratsvorsitzenden Helmut Riegger, Landrat in Calw, und seinem Böblinger Kollegen Roland Bernhard. Während Riegger zur schwarzen Null zurück will, hat Bernhard dieses Ziel offenbar aufgegeben.

Der Calwer Landrat machte gestern bei einem Pressegespräch anlässlich der Einbringung des Kreishaushalts 2012 deutlich, dass sowohl das Klinikum Calw-Nagold als auch der Klinikverbund insgesamt aus den roten Zahlen heraus müssen. Riegger ist sich nach eigener Aussage darin mit dem dritten Aufsichtsratsvorsitzenden, dem Sindelfinger Oberbürgermeister Bernd Vöhringer, einig.

Minus von 2,7 Millionen Euro

Demgegenüber sieht Bernhard Zeitungsberichten zufolge durchaus einen Zuschussbedarf. Das Klinikum Calw-Nagold verzeichnet laut Riegger ein Defizit von zwei Millionen Euro. Der Verbund erwirtschaftete 2010 ein Minus von 2,7 Millionen Euro. Dem Vernehmen nach gehen Schätzungen für 2011 von einem Defizit von neun Millionen Euro aus. Bernhard hatte dem Böblinger Kreistag vorgeschlagen, "jährlich vier Millionen Euro plus X" für die Modernisierung der sechs Standorte der Holding einzustellen.

Rieggers Vorgänger Hans-Werner Köblitz hatte oft darauf verwiesen, dass der vor fünf Jahren gegründete Klinikverbund, in dem die Krankenhäuser Calw, Nagold, Böblingen, Sindelfingen, Leonberg und Herrenberg zusammengefasst sind, einige der wenigen Kliniken in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft ist, die keine roten Zahlen schreibt. Allerdings sei es bei den gegenwärtigen Strukturen der Krankenhausfinanzierung schwierig geworden, dieses Ziel zu erreichen, gestand Riegger ein. Die Investitionen – in Calw und Nagold werden 24 Millionen Euro gesteckt – müssen die Krankenhäuser inzwischen allein tragen. "Das Defizit aus den Abschreibungen lässt sich nicht über die Erträge erwirtschaften, verdeutlichte Kreiskämmerer Albrecht Reusch.

Um das Ziel dennoch zu erreichen, müsse man sich, so Riegger, die Strukturen genau anschauen und eine klare Linie fahren. Vor allem gelte es, von den "Wellenbewegungen" beim Personalauf- und abbau Abschied zu nehmen. Riegger ist zuversichtlich, auf Dauer mit Bernhard eine gemeinsame Linie zu finden.

Dass kein positiver Abschluss erreicht worden sei, habe mit der Trennung von Klinikverbundgeschäftsführer Gunther Weiß nichts zu tun, versicherte Riegger. Vielmehr sei es um den Führungsstil des Krankenhausmanagers gegangen. "Im sozialen Miteinander hätte man manches anders machen können", so der Calwer Landrat.