Den Kreiskliniken Calw hatte ver.di 124 der insgesamt 162 .000 Nummern zugeteilt, die Beschäftigte des Calwer Hauses präsentierten. Foto: Hölle

Gewerkschaft ver.di will zusammen mit Krankenhausmitarbeitern auf Situation aufmerksam machen.

Calw - "162. 000 fehlen" lautete das Motto der bundesweiten Aktion, mit der gestern die Gewerkschaft ver.di und Krankenhausbeschäftigte auf den Personalmangel in den deutschen Kliniken aufmerksam machen wollten. Mitarbeiter des Calwer Hauses und des Klinikums Nordschwarzwald gingen ebenfalls auf die Straße.

Wie Corina Mössner, die Sprecherin der ver.di-Betriebsgruppe im Krankenhaus Calw, erläuterte, hat ein Klinikcheck der Gewerkschaft ergeben, dass so viel Personal fehlt. Nicht nur im Pflegedienst, sondern auch bei der Ärzteschaft, in der Physiotherapie, in der Küche sowie in anderen Bereichen. Den Kreiskliniken Calw, also den beiden Häusern in Calw und in Nagold, hatte ver.di 124 der insgesamt 162. 000 Nummern zugeteilt, mit denen dieser Notstand dokumentiert werden sollte.

Öffentlichkeitswirksam sollte das eigentlich – wie anderswo auch – vor dem Calwer Krankenhaus geschehen. Weil das aber aus Verkehrssicherheitsgründen nicht genehmigt wurde, musste man ans Unteren Ledereck ausweichen. In Nagold beteiligte man sich übrigens nicht an dieser Aktion. Obwohl das Problem dort nicht anders sein dürfte. "Bei uns in Deutschland muss sich eine Pflegekraft um mehr als zehn Patienten kümmern. In Norwegen sind es vier, in der Schweiz und in Frankreich fünf", so Corinna Mössner.

"Hier muss an die gesamte Gesellschaft appelliert werden"

Mit dieser Aktion sollte der Gesundheitsministerkonferenz der Länder, die gestern in Bad Dürkheim tagte, vor Augen geführt werden, was aus Sicht der Gewerkschaft wirklich notwendig wäre, um eine gute Versorgungsqualität sicherzustellen. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Reform der Strukturen der Krankenhausversorgung gehe weit am Ziel vorbei, so ver.di.

Das darin vorgesehene Pflegeförderprogramm stelle in den kommenden drei Jahren insgesamt bis zu 660 Millionen Euro für zusätzliche Stellen zur Verfügung. Zum Schluss sollten maximal 330 Millionen für jedes Jahr bei den Kliniken verbleiben. Das höre sich zwar nach einem großen Betrag an, es entspreche aber lediglich 6600 Stellen bundesweit. Und das seien dann durchschnittlich maximal drei zusätzliche Pflegekräfte pro Klinik oder nicht einmal zehn Prozent von dem, was nötig wäre, so die Gewerkschaft.

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag, Johannes Schwarz, hatte sich unter die Calwer Krankenhausbediensteten gemischt und gab ihnen Recht. "Hier muss an die gesamte Gesellschaft appelliert werden. Das geht alle Bürger an, nicht zuletzt auch in ihrer Funktion als Wähler."