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Verkündet der Pfarrer: „Unser Organist ist heute leider verhindert. Daher stimme

Verkündet der Pfarrer: „Unser Organist ist heute leider verhindert. Daher stimme ich jetzt das Lied 140 an, danach fällt die ganze Kirche ein!"

Die Kirche ist bei mir noch nicht eingefallen. Und das obwohl ich kein großer Sänger bin. Ich denke mir einfach Gott freut sich, wenn wir singen, ihn mit Gesang und Musik loben, auch wenn es nicht so perfekt ist – und gut tut es uns auch.

Martin Luther, der im Gegensatz zu mir, sehr musikalisch war sagte: "Die Musica ist eine Herrin und Regiererin des menschlichen Herzens."

Musik hat eine starke Macht. Aus der Bibel kennen wir die Geschichte, dass König Saul manchmal in Depressionen verfiel und dann David geholt wurde, der auf der Harfe spielte, bis es Saul wieder besser ging. Musiktherapie schon vor 3000 Jahren.

Musik beeinflusst unsere Stimmungen und Gefühle bis hin sogar zu organischen Störungen, die durch Musik wieder geheilt werden. Ich denke, Gott selbst hat uns mit der Musik und dem Gesang ein Geschenk gemacht, das über Worte hinausgeht.

Morgen am Sonntag Kantate, dem Singesonntag, wollen wir in unseren Gottesdiensten einmal im Jahr dieses Geschenk besonders würdigen. Wir wollen uns alle einladen lassen mitzusingen, mit einzustimmen in die alten und neuen Glaubenslieder und uns an der Musik zu freuen. Dabei ist Musik und Gesang nicht nur etwas für Tage, an denen es uns gut geht. Schon immer haben Menschen im Gesang auch die Klage ausgedrückt. Ich denke da etwa an Paul Gerhardt, der in seinen Liedern viel Leid verarbeitet hat. Gerade deshalb wohl haben seine Lieder eine besondere Tiefe.

Also: Kantate! Singet! Mit dem Gesang wird nicht gleich alles wieder gut. Aber die Musik kann uns dazu helfen es wieder neu zu spüren, dass auch das Schwere bei Gott aufgehoben ist. Erklären kann man das wohl nicht so recht – aber ausprobieren!u Dieter Lohrmann ist Pfarrer in Bad Liebenzell