Seit fünf Jahren sind die Platzordner in Württemberg an ihren einheitlichen Westen zu erkennen. Foto: Geideck Foto: Schwarzwälder-Bote

FußballWFV schult Platzordner aus dem Fußball-Bezirk Böblingen/Calw bei Seminar im Umgang mit Konfliktsituationen

Von Harald Rommel

Ein Schema F, wie man sich als Platzordner bei Fußballspielen, verhält gibt es nicht. Dies war eine der Kernbotschaften bei der von über 30 Platzordnern besuchten Schulung des Fußballbezirks Böblingen/Calw.

Seit Jahren bemüht sich der Württembergische Fußballballverband das Thema Gewalt auf den Sportplätzen einzudämmen. Zu Beginn der Saison 2010/1011 wurden mehrere Änderungen mit präventiven Charakter in der Spielordnung und den Durchführungsbestimmungen verankert. Die wohl umfassendste, aber auch strittigste Ordnugnsänderung stellte damals die Kennzeichnungspflicht der Ordner dar. Dabei war die Pflicht zur Ordnerstellung keineswegs neu, nur wurde diese durch die Benennung und Kennzeichnung augenscheinlicher und kontrollierbarer. Vor allem wurde ihr mehr Nachdruck verliehen.

Bei dieser Einführung gab es bereits eine Schulungsreihe in den 20 Bezirken, in denen die Rechte und Pflichte eines Ordners vermittelt wurden. Nun legt der WFV nach. "Die von den Vereinen eingesetzten Ordner sollen in die Lage versetzt werden, Situationen sich anbahnender Gewalt zu erkennen und durch adäquates Eingreifen präventiv zu wirken", erklärte der Bezirksvorsitzende Richard Armbruster zu Beginn das Ziel der zweiten Seminarreihe. Der WFV war mit solchen Schulungen einst Vorreiter in Deutschland und hat wie Pressesprecher Heiner Burmeister sagt "mittlerweile viele Nachahmer" gefunden.

Themenschwerpunkte der jüngsten Seminarreihe waren Deeskalationsstrategien für Ordner, Konfliktminderungs- und Konfliktlösungsmöglichkeiten und anlassbezogene Kommunikation. Mit ihrem Eingangssatz "Ich werde heute mutig sein und alle respektieren" schaffte die Referentin Rebekka Henrich, Geschäftsführerin des Vereines "Zweikampfverhalten, Sport, Bildung, Vorbilder" aus Hamburg, gleich für eine angenehme Atmosphäre. Sie veranschaulichte: "Mein Verhalten beginnt bei mir im Kopf. Ich bin fair im Sport und cool im Alltag."

"Feedback – wie sage ich meine Meinung?", lautete der erste Seminarpunkt. Auch dabei wurde mit Übungen und Fallbeispielen über die Ziele des Feedbacks oder die Regeln fürs Geben und Nehmen gesprochen. Wie man sich die "nonverbale Kommunikation" zunutze machen kann und wie sie die Konfliktspirale beziehungsweise die Deeskalation beeinflusst, darauf wurde ebenfalls eingegangen. Auch auf die Codes der Krörperspache wurde eingegangen.

Die große Mehrheit der anwesenden Platzordner stellte in diesem Zusammenhang auch fest, dass die vor knapp fünf Jahren eingeführte und mitunter ungeliebte Ordner-Weste sehr deeskalierend wirke. "Wenn man die Weste anhat, wird man als Respektsperson wahrgenommen", meinte einer. Ein andere Meinung: "Die Weste hat schon was, ist wie eine Uniform."

"Zivilcourage muss man üben", lieferte Rebekka Henrich eine Vielzahl an Tipps und Tricks zur Deeskalation. Sie betonte: "Bereite Dich vor ist es für mit das Wichtigste, das man sich im Vorfeld Strategien oder Sätze überlegt, um Streit zu vermeiden." Und an oberster Stelle stehe bei ihr: "Lege Dir stets einen Plan B zurecht." Gelte es aber auch aktiv zu werden, sei dabei heldhaftes Verhalten und unbedachter Körpereinsatz zu vermeiden.

Zudem wurden zahlreiche Stratgeien für eine Win-Win-Lösung vermittelt. Dabei sei das Verwirren durchaus eine kreative Lösung. Man sollte nicht auf Beleidigungen des anderen eingehen und ihn lieber mit einer unerwarteten Aktion aus der Bahn werfen wie beispeilsweise Ablenkung oder Themenwechsel. Ein Kompliment machen. Nachgeben oder zustimmen.

"Ganz wichtig ist es, Strategien zu finden" – diesen Hinweis nahmen viele Platzordner für sich ebenso mit auf den Heimweg wie die Bestätigung, dass ihre manchmal belächelte Funktion ein ganz wichtige ist, egal ob für ihren Heimatverein, die Schiedsrichter und all jene Zuschauer, für die es jedes Wochenende um die schönste Nebensache geht.