Auch wenn die Kugel nicht über die 20-Meter-Marke segeln wollte: Tobias Dahm zeigte in diesem Jahr konstante Leistungen. Foto: Drechsel Foto: Schwarzwälder-Bote

Leichtathletik: Kugelstoßer will endlich 20-Meter-Marke knacken

Von Saskia Drechsel

2016 soll es endlich klappen mit dem großen Ziel, das Tobias Dahm schon seit Jahren verfolgt: Der 28-Jährige Kugelstoßer aus Neuhengstett biss sich bislang die Zähne an der 20-Meter-Marke aus. Nun hat er die Stoßtechnik umgestellt.

Vier Stunden Training und das beinahe jeden Tag, davor der Arbeitsalltag mit einem Vollzeit-Job in der Pkw-Entwicklung: Tobias Dahm ist einer der wenigen deutschen Spitzenathleten, die Sport und einen arbeitsreichen Beruf unter einen Hut bekommen. Und als deutschen Spitzenathleten darf sich der Neuhengstetter, der für den VfL Sindelfingen antritt, nicht zuletzt nach der vergangenen Saison bezeichnen.

Der große Ausreißer nach oben fehlt

Unter dem Hallendach stellte er mit 19,97 Metern eine neue Hallen-Bestleistung auf. Für die Hallen-Europameisterschaften in Prag qualifizierte er sich schon in einem seiner ersten Wettkämpfe. Es folgte als weiterer Höhepunkt der Gewinn des deutschen Vizemeistertitels bei den Hallenmeisterschaften in Karlsruhe. Auch in Prag wusste Dahm dann zu überzeugen: Mit einer neuen Bestleistung von 19,97 Metern stieß er sich in einer Zitterpartie ins Finale der besten acht Stoßer Europas. Dort bestätige er seine konstante Form und wurde Achter.

Auch in der Freiluftsaison fing Dahm gut an und stieß Wettkämpf für Wettkampf weiter. Bei den deutschen Meisterschaften in Nürnberg wurde der Neuhengstetter erneut Vizemeister. "Der Schnitt meiner zehn besten Stöße ist so hoch wie noch nie und liegt bei 19,88 Metern. Das zeigt meine große Konstanz. Das Problem: Ich hatte keinen Ausreißer nach oben", bedauert Dahm. Und so ging auch die erfolgreichste Saison in seiner Kugelstoßkarriere zu Ende, ohne dass die 20-Meter-Marke gefallen wäre.

"Die letzte Saison hat eigentlich ganz gut angefangen. Auch national habe ich mit zwei Silbermedaillen das Maximale raugeholt. Aber nach all den Stößen knapp unter der 20-Meter-Marke war auch viel Frust dabei", sagt Dahm. Doch das hat dem Kugelstoßer zusätzliche Motivation für die kommende Saison mitgegeben. Er betont: "Der Anreiz ist da, an mir zu arbeiten. Es gibt immer etwas zu verbessern. Wenn man komplett zufrieden ist, muss man aufhören."

Die Beine sollen leichter werden

Der 28-Jährige hat nun begonnen, an seiner Technik zu feilen und versucht mehrmals pro Woche die verschiedenen Bausteine zu einem guten Stoß zusammenzufügen. Dahm: "Mein Problem war, dass ich zu früh angefangen habe zu stoßen." Deswegen will er vor allem schneller und leichter in den Beinen werden. "Und natürlich den Stoß später gestalten, damit ich einen längeren Beschleunigungsweg habe", meint der Leichtathlet. Noch funktioniert zwar nicht alles. "Aber wenn das klappt, dann müsste ich 20 Meter stoßen", hofft Dahm.

Realistische Chancen auf deutschen Titel

Ein Stoß über diese Marke ist auch für 2016 sein erklärtes Ziel. Zurzeit laufe das Training gut, keine größeren Beschwerden bremsen den Kugelstoßer aus – so wie es in den vergangenen Jahren der Fall war. Entsprechend sind Hallenwettkämpfe geplant. Bei den deutschen Hallenmeisterschaften hat Dahm sogar Chancen auf den Titel, sollte – wie angekündigt – Olympia-Silbermedaillen-Gewinner David Storl auf eine Hallensaison verzichten. Der Fokus liegt allerdings auf der Sommersaison.

"Mein großes Ziel sind die Europameisterschaften in Amsterdam. Die Norm des Weltverbandes ist 19,75 Meter, die deutsche Norm kenne ich noch nicht", so Dahm. Die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro hat der Athlet des VfL Sindelfingen zwar im Hinterkopf, er weiß aber auch, dass die Olympia-Norm weit über 20 Meter betragen kann und auf jeden Fall ein hartes Stück Arbeit wird.