Radfahrer fürchten, in den längs eingebauten Straßenabläufen in der Stuttgarter Straße hängen zu bleiben. Foto: Breitmaier

Nach Sanierung der Stuttgarter Straße längs statt quer eingebaut. RP: Abläufe entsprechen Norm.

Calw - Manchen Radfahrern sind die Straßenabläufe, wie sie im Zuge der Sanierung der Stuttgarter Straße eingebaut worden sind, nicht geheuer. Sie haben Angst, mit ihren Reifen hineinzugeraten und zu stürzen.

Eugen Breitmaier aus Althengstett traute jedenfalls seinen Augen nicht, als er die Straße nach der Sperrung zum ersten Mal befuhr. Wie er erstaunt feststellte, wurden die Kanaldeckel nicht quer, sondern längs eingebaut. Der Rentner radelt Jahr für Jahr zwischen 5000 und 7000 Kilometer kreuz und quer durch Europa und hat so etwas noch nirgends gesehen. Er befürchtet, mit seinen 35 Millimeter breiten Reifen zumindest mehrere Zentimeter einzusinken und zu stürzen.

Er ist nicht der einzige Radfahrer in Calw, den diese Sorge umtreibt. Ein rundes halbes Dutzend dürfte sich allein bei der Stadt gemeldet haben, schätzt Jürgen Greule von der Stadtentwässerung.

Breitmaier hatte sich nicht an die Stadt, sondern richtigerweise an das für Bundesstraßen zuständige Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe gewandt. Auf sein Schreiben vom 12. September an den Leitenden Baudirektor Klaus-Dieter Maier-Bätz und Baudirektor Erik Lang hat er lange Zeit keine Antwort erhalten. Erst als unsere Zeitung beim RP nachgehakt hat, ging an Breitmaier am Donnerstag eine Antwort raus.

"Die Straßenabläufe entsprechen vollumfänglich der Europanorm EN124 ... und sind daher von allen im öffentlichen Straßenverkehr zugelassenen Fahrzeuge überfahrbar (auch von Radfahrern)", heißt es dort. Das "Eintauchmaß" eines Radreifens sei gering. Dies werde zudem von den vorhandenen Querstegen verhindert.

Oberflächenwasser muss aufgenommen werden

Zudem verweist die Behörde auf das relativ hohe Längsgefälle in der Stuttgarter Straße und damit auf den Hochwasserschutz. Dies erfordere, dass "Abläufe mit einem erhöhten Wasseraufnahmevermögen eingebaut werden, um das Straßenoberflächenwasser auch bei großem Längsgefälle sicher aufnehmen zu können".

Offensichtlich ging es dem RP darum, einen Kompromiss zwischen Hochwasserschutz und Verkehrssicherheit zu finden. "Die verwendeten Aufsätze sind speziell für hohe und schnell fließende Wassermengen für Straßen mit Gefälle geeignet. Mit steigendem Längsgefälle nimmt die Fließgeschwindigkeit zu und ein höherer Anteil des zufließenden Wassers fließt nahezu ungebremst über den Einlauf hinweg", heißt es in dem Schreiben an Breitmaier weiter.

Lenkausschläge bei Bergfahrten

Der wiederum bleibt bei seinen Besorgnissen. Denn das sei auch eine psychologische Sache, meinte der begeisterte Radfahrer im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. "Ich nehme an, Sie wissen, dass bergwärts fahrende Fahrräder größere Lenkausschläge haben; ich möchte mir nicht vorstellen, was passiert, wenn ein Fahrradfahrer mit dem Vorderrad im Schachtdeckel eine Lenkbewegungen macht", hatte der Althengstetter an die Behörde geschrieben. Zwei Straßenbaufirmen hätten ihm bestätigt, dass aus Gründen der Verkehrssicherheit Abflüsse quer eingebaut werden.

Zudem hatt Breitmaier beobachtet, das Radfahrer in der Stuttgarter Straße den Schachtdeckeln grundsätzlich ausweichen und damit fast in der Straßenmitte fahren. Er selbst würde das auch tun. Breitmaier überlegt nun, sich in der Sache an den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) zu wenden.