Die Calwer italienisch-katholische Gemeinde feierte das Madonnenfest mit einer Prozession Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Madonnenfest: Bischof Peri über Flüchtlingssituation auf Sizilien besorgt / Prozession endet in Stadtkirche

In diesem Jahr gab es viele neue Gesichter und einen ungewöhnlichen Ansturm beim traditionellen Madonnenfest der italienischstämmigen, katholischen Christen in Calw.

Calw. Bischof Monsignore Calogero Peri aus Sizilien und der neue Bürgermeister von Mirabella Imbaccari, Giovanno Ferro, waren mit einer ganzen Delegation angereist, zu der auch mehrere Geistliche und eine Gemeinderätin gehörten. Im Gespräch mit unserer Zeitung berichteten Bischof und Bürgermeister von den bedrückenden Lebensverhältnissen in ihrer Region. Zu den Gemeinden des Bischofs gehört ein Flüchtlingslager, in dem derzeit nahezu 5000 Menschen betreut werden, die bei Lampedusa aus dem Meer gerettet wurden.

Bischof Peri wertete es als gutes Zeichen, dass er, anders als vor zwei Jahren, bei seiner Einreise am Stuttgarter Flughafen Mal nicht kontrolliert wurde. Das Schengen-Abkommen scheine also wieder zu funktionieren.

Der Bischof kam auch gleich auf die Flüchtlingssituation in Sizilien zu sprechen. Während Deutschland vor allem besser gebildete Asylsuchende aus Syrien und anderen Staaten des Nahen Ostens aufnehme, kämen ihre Flüchtlinge zumeist aus Afrika und seien oft Analphabeten. Dies bringe große Probleme mit sich. Man versuche, diese Menschen zurzeit mit Sprach- und Kochkursen sowie Einführungen in die europäische Kultur zu beschäftigen. Das Gute an der Flüchtlingsproblematik sei jedoch, dass neue Arbeitsplätze für deren Betreuung entstanden seien.

Bürgermeister Ferro berichtete von Problemen seiner Gemeinde. Mirabella Imbaccari habe zwar auf dem Papier 11 000 Einwohner, es lebten aber nur noch 5000 ständig dort.

Vor allem viele junge Menschen sind ausgewandert und arbeiten in Deutschland, Kanada und Argentinien oder in der norditalienischen Metropole Mailand.

Hohe Arbeitslosigkeit

Von den zurückgebliebenen junge Menschen seien 40 Prozent arbeitslos. Die Stadt Mirabella Imbaccari sei 2013 insolvent gewesen. Er und seine Gemeinderäte arbeiten deshalb ohne jede Entlohnung. Der Bürgermeister sieht aber auch einen Silberstreif am Horizont.

Junge Menschen haben in den vergangenen Jahren Argrarwissenschaften studiert. Mit ihren besonderen Kenntnissen haben sie in der Region mit Gemüseanbau in Bioqualität begonnen. Dazu zählen Spargel, Artischocken, Mandarinen und Safran.

Der dynamische junge Bürgermeister hat noch mehr Ideen, wie er den Menschen in seiner Gemeinde zu mehr Wohlstand verhelfen möchte. So strebt er eine Partnerschaft mit Unternehmern aus Schönaich im Kreis Böblingen an. "Die Zusammenarbeit kann für beide Seiten Vorteile bringen", unterstreicht Ferro. Auch die Ankurbelung des Fremdenverkehrs könne in seiner Heimatgemeinde neue Arbeitsplätze schaffen.

Hunderte von Menschen italienischer Abstammung waren am Sonntag von nah und fern gekommen, um die einzigartige Prozession in Calw mitzuerleben. Die Veranstaltung begann mit einem Gottesdienst in St. Josef.

Gegen 17.30 Uhr öffneten sich die Kirchentüren und die Menschen formierten sich zu einem langen Zug. Er wurde angeführt von einer Bläsergruppe der Stadtkapelle Calw. Es folgte eine Gruppe weiß gekleideter Ministranten. Bei stimmungsvoller Musik setzte sich die Prozession in Bewegung.

Mit Blumen geschmückt

Im Mittelpunkt stand wieder das in Sizilien angefertigte Madonnenbild. Vor den Trägern des mit Blumen geschmückten Bildes schritten unter anderem Bischof Peri, der neue Ortspfarrer von Mirabella, der katholische Diakon Bertram Bolz und der neue Calwer Seelsorger für die italienische Gemeinde, Chikwe Ukachukwu. Für die Stadt Calw war der stellvertretende Oberbürgermeister Dieter Kömpf dabei.

"Das Fest ist bekannt in ganz Baden-Württemberg", unterstrich Rosa Giaccone vom Pastoralrat der italienischen Calwer Gemeinde Maria Santissima delle grazie. Schaulustige standen am Straßenrand und beobachteten das Geschehen. Andere öffneten ihre Fenster und blickten auf die Prozession. Immer wieder wurde angehalten, um religiöse Lieder anzustimmen.

Inzwischen hatten sich die Türen der Calwer Stadtkirche geöffnet. Hunderte von Menschen füllten schnell den großen Kirchenraum.

Dort wurden sie von evangelischer Seite begrüßt. Dadurch wurde das gute Miteinander der beiden Konfessionen in Calw hervorgehoben.