Sind einen Pakt für die hausärztliche Zukunft im Kreis Calw eingegangen (von links): Frank Wiehe, Anna Weber, Ramona Böttinger, Christopher Weusthof, Joachim Wetzig, Helmut Riegger, Adrian Hettwer und Martin Oberhoff. Foto: Hölle

Ersten drei Stipendiaten stehen fest. Neben finanzieller Zuwendung gibt es ein "Sorglos-Betreuungsprogramm".

Calw - Anna Weber aus Calw, Ramona Böttinger aus Gechingen und Christopher Weusthof aus Althengstett heißen die allerersten drei Hausarzt-Stipendiaten, die als Medizin-Studenten in den Genuss einer Förderung durch den Landkreis kommen. Für diesen ist das eine Investition in die Zukunft.

Nämlich in die Zukunft der ärztlichen Versorgung auf dem flachen Land. Bis zum Jahr 2030, so erläuterte Landratstellvertreter Frank Wiehe gestern, als die Stipendiaten vorgestellt wurden, würde der Landkreis die Hälfte seiner Hausärzte verlieren. In Neuweiler oder Oberreichenbach beispielsweise würde es jetzt schon keine Praxen mehr geben. Dieser Trend, so die Prognosen, würde sich verschärfen.

Es sei denn, es wird dagegen etwas unternommen. Deswegen, so Wiehe weiter, wurde im Jahr 2011 die kommunale Gesundheitskonferenz Calw gegründet. Sie beschäftige sich in derzeit vier Arbeitsgruppen mit den Fragen medizinische Versorgung im Landkreis, pflegerische Versorgung im Landkreis, Gesundheitsförderung und Gesundheitskreis Calw. Ein wesentliches Thema stelle die ambulante und stationäre medizinische Versorgung in der Zukunft dar. In der stationären, merkte Landrat Helmut Riegger an, seien die Weichen zuletzt gestellt worden. Aber weil bei der ambulanten Versorgung die Kassenärztliche Vereinigung in der Vergangenheit nicht gerade geglänzt habe, übernehme hier jetzt der Kreis eine koordinierende Rolle.

Eine Maßnahme, um Hausärzte zu gewinnen, aber auch, um junge Menschen an den Kreis zu binden, sei dieses Stipendium, für das sich der Kreistag in seiner Sitzung im Juli ausgesprochen hat. Die Zuwendung beträgt 400 Euro monatlich. Sie wird maximal sechs Jahre gewährt. Und sie ist an die Verpflichtung gebunden, nach abgeschlossener ärztlicher Ausbildung entweder im Kreis Calw ärztlich tätig zu werden oder die vollständige Weiterbildung zum Facharzt an einem Krankenhaus beziehungsweise einer Weiterbildungspraxis im Kreis zu absolvieren.

Acht Bewerbungen hat es gegeben. Alle werden, wie Chefarzt Martin Oberhoff vom Calwer Krankenhaus erläuterte, mit einem "Sorglos-Betreuungsprogramm" bedacht. Was unter anderem bedeutet, dass er sie während ihres Studiums an die Hand nimmt. Unterstützung bekommen sie auch bei der Suche nach Weiterbildungsstellen, nach einer passenden Hausarztpraxis und gegebenenfalls bei der Doktorarbeit.

Alle Bewerber, so Martin Oberhoff, seien sehr vielversprechend gewesen. Zusammen mit Frank Wiehe, dem Calwer Arzt und stellvertretenden Vorsitzenden der Kreisärzteschaft Adrian Hettwer sowie Joachim Wetzig, dem Abteilungsleiter Gesundheit und Versorgung beim Landratsamt, hat er sich auf die eingangs Genannten als Stipendiaten festgelegt. "Bei der Vorstellung der Bewerber war zu spüren, dass für sie der Trend weg von der rein technischen zu der den Menschen zugewandten Medizin geht", so Adrian Hettwer. Landrat Helmut Riegger hat ein gutes Gefühl, dass die Stipendiaten, deren Wunsch, wie sie sagten, es schon lange ist, Arzt zu werden, nach ihrem Studium auch bei der Stange bleiben. Wenn es nach ihm geht, soll das erstmals aufgelegte Hausarzt-Stipendium keine Eintagsfliege bleiben.