Die Kaskade (Bild) leitet den Tälesbach zurück in sein ursprüngliches Bett. Foto: Leib Foto: Schwarzwälder-Bote

Vorsorge: Gewässernachbarschaftstag behandelt Starkregen

Calw-Hirsau. Die schockierenden Bilder aus Braunsbach, einer Gemeinde bei Schwäbisch-Hall, aus dem Frühsommer diesen Jahres sind vielen noch in Erinnerung: überschwemmte Straßen, zerstörte Häuser, vom Wasser mitgerissene Autos. Wie viele weitere Überschwemmungen in den vergangenen Jahren, wurde auch diese durch Starkregen ausgelöst, also durch heftigen Niederschlag, der lokal begrenzt und innerhalb kurzer Zeit fällt.

Um auf das Risiko dieser Naturgewalt aufmerksam zu machen, waren Starkniederschläge das Thema des Gewässernachbarschaftstages in Hirsau, zu dem Vertreter der Bauhöfe und Ortsbauämter der umliegenden Städte und Gemeinden gekommen waren. "Das Risiko durch Starkregen ist ein aktuelles Thema", leitete Peter Leib von der Abteilung Umwelt- und Arbeitsschutz des Landkreises Calw ein. "Das gilt überall im Land, auch abseits von Flüssen." Seiner Meinung nach müssten Starkniederschläge in jeder Gemeinde ein Thema sein. Denn wie man 1999 in Schömberg und 2009 in Gechingen sehen konnte, kann die zerstörerische Naturgewalt überall zuschlagen. "Es hätte keiner gedacht, dass es dort jemals Hochwasser geben könnte", gibt Leib zu bedenken.

Inwischen gebe es aber breit gefächerte Maßnahmenkataloge, mit denen sich Städte und Gemeinde gegen das Wasser schützen können. Zuallererst müsse die Gemeinde eine Gefahrenanalyse durchführen, erklärte Leib. Dazu müssten die örtlichen Gegebenheiten, wie beispielsweise Geländetiefpunkte, Zuflüsse von außen oder die Bebauungsdichte untersucht werden. Auf Basis dieser Kenntnisse kann dann eine Starkregengefahrenkarte erstellt werden, anhand derer dann bestimmte Vorsorgemaßnahmen ergriffen werden können. Das Land Baden-Württemberg fördere die Erstellung einer solchen Karte mit bis zu 70 Prozent, betonte Leib.

Exkursion zum Tälesbach

In Calw sei die Gefahr von Überschwemmungen infolge von Starkregenereignissen durch die Mauer an der Nagold zwar weitgehend gebannt, aber auch von den kleineren Bächen in der Umgebung gehe bei Starkregen eine Gefahr aus, führt er weiter aus. Die Gewässer "offen" lassen, anstatt sie zu verdolen, Abfanggräben zum Schutz von bebauten Bereichen und eine angepasste Bauplanung sind nur einige der Schutzmaßnahmen, die Gemeinden empfohlen werden. "Eigentlich sollte man hochwassergefährdete Bereiche gar nicht bebauen", meinte Leib. "Aber das ist oft nicht mehr rückgängig zu machen." Für den Vertreter des Landratsamtes ist Vorsorge ein entscheidendes Instrument. "Ein intensiver Austausch ist unabdingbar", bekräftigte Leib.

Beim Gewässernachbarschaftstag stand am Nachmittag eine Exkursion zum Tälesbach, der für die Bauarbeiten an zwei Altablagerungsstätten verlegt wurde, an. Weil die Steilhänge der beiden ehemaligen Abfallbeseitigungsanlagen der Deutschen Bahn und der Stadt rutschgefährdet sind, werden seit diesem Frühjahr Erdstützkörper eingebaut. 435 000 Kubikmeter Erde sollen zur Stabilisierung der Hänge aufgefüllt werden. Der Tälesbach wurde für die Dauer der Maßnahmen von der Talsohle auf den Berg verlegt. Über einen "Umfluter", der nach der Rückverlegung des Bachs für den Hochwasserschutz erhalten bleibt und eine Kaskade, die die Fließgeschwindigkeit bergab mindert, wird der Bach zurück in sein natürliches Bett geleitet. 2021 soll das Gewässer wieder vollständig an seinen ursprünglichen Standort in der Talsohle verlegt werden.