Foto: Schwarzwälder-Bote

Viele beginnen in diesen Tagen zu fasten. Nach der ausgelassenen Faschingszeit

Viele beginnen in diesen Tagen zu fasten. Nach der ausgelassenen Faschingszeit meldet sich das Bedürfnis, die aufgeschobenen Probleme des alltäglichen Lebens wieder anzugehen.

Sich neu ausrichten, Orientierung finden, wachsam werden für das, was jetzt dran ist – das ist seit alters her die Motivation für die Fastenzeit, die der inneren Einkehr und Neuausrichtung Raum gibt. Manchmal ermöglicht ein bewusster Verzicht oder ein Stück Distanz schon einen Perspektivwechsel auf das, was ungelöst rumort, sei es im privaten Bereich oder im aktuellen gesellschaftspolitischen Leben. Der Umgang mit den Flüchtlingen gehört für mich zu diesen drängenden Herausforderungen.

Was kann ich lassen, damit nicht Angst vor Überfremdung, sondern Neugier und Mitmenschlichkeit die Haltung zu diesen Mitmenschen bestimmt? Welche Unterbrechungen sind nötig, damit nicht etwa verleumderische Meinungsmache und falsche Verdächtigungen um sich greifen?

Zu einer kritischen Unterscheidung gehört freilich Mut und eine Klarheit darüber, welche Werte für mich maßgebend sind. Woran halte ich mich im Gemenge der Meinungen? Welchen Stimmen gebe ich recht, gegen welche Urteile positioniere ich mich?

Als Christen haben wir auf der Suche nach Orientierung in diesen Wochen der Einkehr eine interessante Spur: Sie führt uns auf den Leidensweg Jesu. Und der beginnt mit einem Rückzug in die Wüste. Abstand ermöglicht Neuorientierung. Manchmal werden da unerwünschte Versuchungen wach, die nicht zu unterschätzen sind.

In Jesu Wüstenerfahrung war es die Versuchung der Macht und die Versuchung, falsche Koalitionen einzugehen. Er hat der List und Tücke dieser Stimmen widerstanden. Denn ein klares Ziel hat ihn geleitet, von dem wir bis heute leben: "Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre" (1. Joh. 3, 8).

Die Zielperspektive seines Weges ist Ostern: Lebensperspektive mitten im Zusammenbruch! Neues und erfülltes Leben für alle, die sich bedrängt und in ihrer Existenz bedroht sehen! Nicht der Rückzug vor den Scharfmachern, sondern ihre Entlarvung und Entmachtung war sein erklärter Wille. Damit hat er Zukunft eröffnet. So führt sein Weg wieder aus der Wüste heraus in die Irrungen und Wirrungen des Überlebens hinein.

Manchmal sind Wüstenerfahrungen ja der Anfang eines neuen Lebens! Im Falle Jesu gilt diese Erfahrung noch immer uns und allen, die als Gäste, als Fremde oder als Schutzsuchende die innere oder äußere Einkehr suchen. Möge die Fastenzeit diesen Bedürfnissen Raum geben und dazu helfen, die eigene Haltung zu überdenken und auf das Leben auszurichten!