Die Zukunft der Kliniken im Kreis Calw – hier das Haus in Calw – rückt immer mehr ins Zentrum des politischen Interesses. Foto: Bernklau

Freie Wähler beantragen Gutachten zur Zukunft der beiden Krankenhäuser. Calws OB hat Fragen.

Kreis Calw - Erst kam die Klausurtagung des Kreistags, dann das Gutachten, das die Zukunft der Häuser in Böblingen und Sindelfingen in einem Krankenhaus-Neubau sieht. Jetzt kommt in die Debatte um die Zukunft der Krankenhäuser im Kreis Calw Bewegung. Die Freien Wähler und der Calwer OB wollen ein Klinik-Gutachten.Zu erwartende Millionenverluste und nötige Investitionen in der gleichen Größenordnung – was die beiden Krankenhäuser im Kreis Calw betrifft, werden die Fragen immer drängender. Wie soll die Zukunft der beiden Häuser langfristig aussehen?

Im Kreis Böblingen, genauer gesagt in Böblingen und Sindelfingen, stellt man sich ähnliche Fragen. Und da hat jetzt vor Wochenfrist ein Gutachten eine klare Antwort gegeben. Die wirtschaftlich sinnvollste Lösung ist für die Gutachter die Fusion der beiden Häuser in einem gut 330 Millionen Euro teuren Neubau auf dem Flugfeld.

Im Kreis Calw, wo man bisher noch unverbindlich über die Zusammenführung der beiden bestehenden Kliniken in einem Neubau – die so genannte Einhäusigkeit – diskutiert hat, kommt jetzt von zwei Seiten Bewegung in die Debatte. Ralf Eggert, Oberbürgermeister der Stadt Calw, hat Landrat Helmut Riegger in einem offenen Brief darum gebeten, ein Gutachten in Auftrag zu geben, das belastbare Aussagen zur Zukunft der beiden Häuser und zur Einhäusigkeit trifft. Volker Schuler, Fraktionschef der Freien-Wähler-Fraktion im Kreistag, hat ein solches Gutachten nun im Namen seiner Fraktion ganz offiziell beantragt. Schon im April auf der nichtöffentlichen Klausurtagung des Kreistags in Bad Herrenalb sei den Kreisräten von Ärzteseite die Einhäusigkeit empfohlen worden. Auch in der Fraktion sehe man in dieser Lösung "viele Vorteile", wie Schuler an Landrat Riegger schreibt. Allerdings habe man noch keine belastbaren Daten und Fakten, die Grundlage für eine so weitreichende Entscheidung sein könnten. Diese Grundlage soll nun ein Gutachten liefern, das laut Schuler "ergebnisoffen" sein und verschiedene Alternativen beinhalten müsse – den "Null-Fall", die Beibehaltung des Status quo, genauso wie die Einhäusigkeit. Es solle in dem Gutachten um die Versorgung im Kreis Calw gehen, doch sollten darin auch die umgebenden Krankenhäuser wie Böblingen, Freudenstadt, Horb oder auch Pforzheim vorkommen. Grundlage des Gutachtens müsse darüber hinaus ein medizinisches Konzept sein, das mit den genannten Kliniken außerhalb des Kreises abgestimmt werden müsse, so Schuler.

Ins gleiche Horn stößt der Calwer Oberbürgermeister Ralf Eggert in seinem offenen Brief an Landrat Riegger. Dessen Forderungen gehen jedoch weit über die der Freien Wähler hinaus. Nach Eggerts Vorstellungen muss ein solches Gutachten einen möglichen neuen Standort nennen und die konkreten Kosten für einen solchen Neubau aufführen – inklusive der möglichen Landesförderung.

Eggert macht in dem Brief eine Rechnung auf, die er vom Kreischef kommentiert wissen will. Nach Eggerts Berechnungen beträgt das Investitionsvolumen für ein neues Krankenhaus 180 Millionen Euro. Die Förderung des Landes würde bei 63 Millionen liegen. Bliebe ein Restanteil des Kreises von 117 Millionen Euro, was nach Eggerts Rechnung eine jährliche Belastung des Kreises mit fast 9,4 Millionen Euro bedeuten würde.

Auch andere Fragen will Eggert geklärt wissen, so etwa die nach dem bestehenden und einem möglichen zweiten Notarztstandort und wie die bestehenden Krankenhausimmobilien bei einer Neubaulösung weiter genutzt werden sollen. Auch die aktuellen Defizite der Kliniken will Eggert genau erklärt haben. Denn ein erheblicher Anteil der roten Zahlen sei auf die Service GmbH und den Notarztstandort Altensteig zurückzuführen, schreibt der OB. Sinnvoll sei es zu wissen, wie viel der Defizite tatsächlich auf reine Klinikleistungen entfallen.

Darüberhinaus weist Eggert darauf hin, dass die geplante Zusammenlegung von Böblingen und Sindelfingen nur sehr bedingt als Blaupause für den Kreis Calw dienen könne, da dort die geografische Situation aber auch die Patientenströme ganz andere seien als die in einem Flächenlandkreis wie dem Kreis Calw.