Auch in Calw kann jetzt Parkour betrieben werden. Bei dieser Sportart geht es darum, Hindernisse möglichst effektiv zu überwinden. Trainer Gabor Katai (Bild) zeigt, wie das geht. Foto: Klormann

Gabor Katai bietet Training an. Aus befremdeten Bahnfahrern werden interessierte Zuschauer.

Calw - Der Himmel sieht nach Regen aus. Doch das Wetter hält. Sehr zur Freude der acht jungen Menschen, die sich an diesem Tag auf dem obersten Parkdeck des Calwer ZOB getroffen haben. Und die dort seltsame Dinge treiben. Klingt komisch? Ist aber alles ganz harmlos. Denn sie versuchen sich lediglich in der Sportart Parkour.

Doch was ist das eigentlich genau? Bei dieser Art der Fortbewegung gehe es darum, möglichst schnell von einem Punkt A zu einem Punkt B zu gelangen, erklärt Gabor Katai, der das Training leitet – und das ungeachtet der vorhandenen Hindernisse. Diese müssen überwunden werden.

Nach einiger Zeit des Trainings werde man diese auch nicht mehr als etwas betrachten, das im Weg stehe, sondern als etwas, wovon man lernen und woran man wachsen kann, so Gabor. Dies sei die Philosophie des Parkour, die sich auch auf andere Bereiche des Lebens übertragen lasse, so der 25-Jährige.

Schön und gut. Aber die Mauern auf dem Dach des ZOB, die den Parkplatz von den Gleisen abgrenzen, sehen nun mal trotzdem sehr massiv aus. Doch zunächst geht es ohnehin noch nicht darum, diese zu erklettern.

Stattdessen heißt es: aufwärmen. Spezifische Übungen sollen es sein, die die Koordination schulen und Kraft aufbauen. Dazu schickt Gabor die Teilnehmer sogar allesamt auf den Boden. Vorwärts, rückwärts, seitwärts: Wie Spinnen krabbeln die Teilnehmer auf allen vieren. Arme und Beine sollen streng seitenverkehrt bewegt werden. Eine einfache Koordinationsübung, oder? Falsch. Denn ständig wollen die einen Gliedmaßen die anderen überholen. Und anstrengend ist es allemal. Auch hüpfen, laufen und springen steht auf dem Programm.

Die Reisenden, die eine Ebene höher am Gleis stehen betrachten die Übungen zunächst noch mit eher befremlichen Blicken. Doch mit der Zeit werden diese immer mehr zum Publikum, das die Aktionen interessiert mustert.

Dann beginnt das eigentliche Parkour-Training. "Auf die Mauer, fertig, los", gibt Gabor das Motto vor. Als er zeigt, wie es gehen soll, sieht es unheimlich leicht aus. Doch das ist es ganz und gar nicht. So wirken die ersten Versuche der Teilnehmer auch etwas mühsam. Aber keineswegs ungelenk. Denn die Sportler nutzen bereits die Beine, um sich an der Wand abzustoßen. "Ihr habt es alle intuitiv richtig gemacht", lobt Gabor etwas erstaunt.

Dennoch gibt es noch einiges zu lernen. "Es wird nicht nur Kraft benötigt, die richtige Technik macht viel aus", erklärt der 25-Jährige. Auch wenn es für Letztere keine Patentlösungen gibt. "Letztlich geht es darum, für sich selbst einen guten Weg zu finden", lautet Gabors Rat.

Dabei will er den künftigen Parkour-Könnern ab sofort helfen. Und zwar jeden Montag ab 18 Uhr. Für Jugendliche beginnt das Training um 15.45 Uhr. Treffpunkt wird vorerst auch weiterhin das oberste Parkdeck des ZOB sein. Doch auch in der Stadt gibt es natürlich einiges zu erkunden.

Gabor weiß das. Denn von 2007 bis 2010 bildete er in der Tanzschule Danek Tanzlehrer aus. Parkour betreibt er mittlerweile seit rund vier Jahren. "Für mich unterscheiden sich dieser Sport und Tanzen gar nicht so sehr", sagt er. Schließlich gehe es bei beidem nur um die richtigen Bewegungen. Die Ortskenntnis des 25-Jährigen kommt an diesem Abend übrigens auch den Teilnehmern des Trainings zugute. Denn am unteren Ledereck werden die Sportler noch viele mögliche Hindernisse entdecken. Vorausgesetzt, das Wetter hält.

Weitere Informationen:

www.doparkour.de