Für Gaildorfer Bürger soll es kein Thema sein. Initiative gilt als Minderheit, die sehr deutlich auftritt.
Calw/Gaildorf - Das Fernsehen war da und über die Geschichte ist landesweit berichtet worden. Ralf Eggert, der für das Amt des Oberbürgermeisters kandidiert, hat schon damit gerechnet, dass die Bücherei-Affäre im Wahlkampf zum Thema werden könnte.
In Gaildorf, wo Eggert Schultes ist, gibt es zwar eine kleine, gleichwohl überaus agile Initiative gegen den Mobilfunk. Es sei eine kleine Minderheit, die sehr deutlich auftritt, sagt der Bürgermeister. Dem Vernehmen nach sieht das auch die Mehrheit der Bürgerschaft so. Nachdem Eggert im Internet darauf aufmerksam wurde, dass in der Stadtbücherei über die Gefährdungen durch den Mobilfunk Literatur zu finden sei, habe er sich bei deren Leiterin, pikanterweise stellvertretende Vorsitzende der Initiative, kundig gemacht, ob es auch Bücher gebe, die dem Mobilfunk aufgeschlossener gegenüber stehen. Dies wurde verneint. Daraufhin ließ Eggert die mobilfunkkritische Literatur zunächst aus dem Bestand nehmen.
Die Geschichte zog weite Kreise
Das war Anfang des Jahres. Im Frühjahr wurde dann zusammen mit dem Gemeinderat eine Präambel für die Benutzungsordnung erarbeitet. Danach müssen Bücher über gesellschaftlich umstrittene Themen wie Kernenergie, Gentechnik, Mobilfunk oder Globalisierung über die konträren Standpunkte in gleicher Anzahl vorhanden sein, gleich beworben und in gleicher Lage zu finden sein.
Die Geschichte zog weite Kreise. Nicht nur der SWR berichtete landesweit, es wurde auch Dienstaufsichtsbeschwerde beim Landratsamt eingelegt – und von der Behörde zurückgewiesen. Eggert und sein Gemeinderat sind der festen Überzeugung, richtig gehandelt zu haben. "Da wurde um ein hohes Gut gekämpft und die Leute erwarten das von uns", so der OB-Kandidat gegenüber unserer Zeitung.
Verwundert zeigt sich Eggert, dass er vor dem Bewerbungsschluss am 29. August keinen Stand auf dem Wochenmarkt haben darf. Er beuge sich diesem Beschluss des Calwer Gemeinderats, den er gleichwohl als "sonderbar" bezeichnet. Er werde dann eben bis zum 3. September, dem ersten Samstag nach Bewerberschluss, ohne eine solchen Stand auf dem Markt präsent sein.
Eggert setzt darauf, die Bürger in möglichst zwanglosem Rahmen zu erreichen. Dies sei in der Ferienzeit besonders schwierig und werde ihm durch die Regelung zusätzlich erschwert. Er sieht darin auch eine Ungleichbehandlung von Kandidaten, die sich frühzeitig beworben haben.