German Echeverri, Daniela Niedhammer, Karoline Echeverri, Annekatrin Beller (von links) beeindruckten die Konzertbesucher in Hirsau. Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Skordatur ermöglicht größere Resonanz sowie neue harmonische Spielmöglichkeiten

Calw-Hirsau. Zum ersten Mal konzertierte das schweizerische Ensemble "Der musikalische Garten" in St. Aurelius in Hirsau. Die vier Musiker haben zusammen an der Schola Cantorum Basiliensis historische Aufführungspraxis studiert. Ähnlich einem Garten, in dem es unterschiedliche Pfade und unbekannte Blumen zu entdecken gibt, sind sie immer auf der Suche nach neuen, noch unbekannten Wegen in der Musik.

Veränderte Stimmung

Die Violinisten Karoline und German Echeverri, Cellistin Annekatrin Beller sowie am Cembalo Daniela Niedhammer haben ein Programm mitgebracht, dessen Schwerpunkt auf in Skordatur geschriebenen Violinstimmen liegt. Skordura bezeichnet das Umstimmen der leeren Saiten eines Streichinstruments, was eine größere Resonanz bewirkt und neue harmonische Spielmöglichkeiten bietet, erklärte Cembalistin Daniela Niedhammer dem Publikum. Oft werden in der veränderten Stimmung Quinten oder Quarten verwendet. Das mache die Intonation schwieriger, es sei aber leichter, mehr Doppeltöne zu spielen.

Sehr schön war das besonders bei den vier Sätzen des "Balletto für 2 Violinen" eines anonymen Komponisten zu hören. Den ersten Hinweis für die Anwendung der Violinskordatur in Deutschland liefert Johann Erasmus Kindermann um 1653 in seinen Canzoni, von denen das Ensemble "Canzon settima" zu Gehör brachte.

Eine der Hauptaufgaben der Hofmusiker des 17. Jahrhunderts war das Spielen von Tanzmusik, und entsprechend viele Tanzsuiten sind in dieser Zeit entstanden. Vom heutzutage bekanntesten Vertreter der Kompositionsweise in Skordura, Heinrich Ignaz Franz von Biber, hörte das Hirsauer Publikum "Partia III" aus "Harmonica artificioso-Ariosa" mit Tanzsätzen wie Allemande, Balletto, Gigue und einem wunderschön dargebotenen Ciacona Canon in Unisono zum Schluss.

Neben zwei weiteren anonymen Werken waren im Programm auch die heute eher unbekannten Komponisten Philipp Heinrich Erlebach und Jan Ignáz Frantisek Vojta vertreten, letzterer mit sieben Tanzsätzen aus "Partia amabilis à 2 Violin Vestimbt", die die Musiker allesamt leichtfüßig und taktbetont darboten. Dies gilt auch für Erlebach’s Sonata III, wobei hier das Final (Adagio) zunächst für andächtige Stille im Kirchenraum sorgte, bevor es wie für jede Darbietung großen Applaus gab.

Vermischter Geschmack

Den Rahmen des Konzerts bildeten die beiden Sonaten für skordierte Violinen, Sonata in d-moll und Concerto in A-Dur von Georg Philipp Telemann. Diese Werke, komponiert vermutlich vor 1710, stellen eine Ausnahme dar, da sie zu den letzten heute noch bekannten in Skordatur geschriebenen Kompositionen im deutschsprachigen Raum zählen. Wesentlich später als die anderen skordierten Werke entstanden, sind sie geprägt vom "vermischten Geschmack" einer Verschmelzung verschiedener Nationalstile.

Durchweg bewiesen die mehrfach preisgekrönten Musiker ihre Virtuosität. Sie spielten auf historischen Instrumenten mit großer Genauigkeit sowie Reinheit und ließen dabei das Publikum teilhaben an ihrer Leidenschaft für diese Art der Komposition. Einen schwungvollen Kontrapunkt hierzu setzten sie mit dem "Black Mountain Rag" als Zugabe.