Nicolai Jackstadt stellt sich beim Interview den Fragen der chinesischen Fernsehreporterin. Foto: Schwarzwälder-Bote

Tischtennis: Nicolai Jackstadt nimmt mit Uni-Mannschaft aus Macau an Turnier teil und wird im chinesischen Fernsehen interviewt

Von Michael Stark

Macau, einst portugiesische Kolonie im Süden Chinas, gilt ebenso wie das ehemals britische Hongkong als Land der zwei Systeme. Das in China übliche sozialistische Wirtschaftssystem wird in Macau nicht angewandt.

Die rund 50 Kilometer westlich von Hongkong gelegene Sonderverwaltungszone der Volksrepublik, China, ist reich an Sehenswürdigkeiten und wird des legalen Glückspiels wegen oft auch als Monte Carlo des Ostens oder Las Vegas.

Für Nicolai Jackstadt aus Calw ist Macau für knapp ein halbes Jahr selbst gewählter Lebensmittelpunkt. Der angehende Wirtschaftsingenieur, der an der Hochschule in Pforzheim eingeschrieben ist und dort auch seinen Abschluss machen will, hatte sich für sein Auslandssemester eine Universität im fernen Osten ausgesucht.

Das Einleben in Macau, wo gewöhnlich kantonesisch gesprochen wird, war kein großes Problem, da an der dortigen Universität viele englisch sprechende Austauschstudenten sind, die sich gegenseitig unterstützen. Welche Rolle die Zeit in Ostasien später in seiner beruflichen Karriere spielen wird, lässt sich heute freilich noch nicht absehen.

Was Nicolai Jackstadt von vielen anderen Studenten unterscheidet ist die Tatsache, dass er seinen persönlichen Auftritt im chinesischen Fernsehen hatte, was mit seinem Studium und seiner späteren beruflichen Laufbahn allerdings recht wenig zu tun hat, außer dass er an der Universität in Macau eingeschrieben ist. Als leidenschaftlicher Tischtennisspieler war er froh, dass er regelmäßig an der Universität trainieren konnte. Da seine Uni-Mannschaft während seiner Studienzeit für ein großes Turnier im chinesischen Shenzhen gemeldet hatte, durfte er als Gastspieler dabei sein.

Was dann passiert ist, wird Nicolai Jackstadt wohl nie vergessen. Er, der bei seinem Heimatverein TT Altburg in der ersten Mannschaft in der Bezirksklasse spielt und als größten sportlichen Erfolg den Gewinn der Bezirksrangliste verweisen kann, sollte in seiner Eigenschaft als Tischtennisspieler ins Fernsehen und das in dem Land, das die Tischtennisszene auf dem Globus seit vielen Jahren beherrscht. Dort, beim Turnierveranstalter in Shenzhen, hatte man offensichtlich sehr schnell registriert, dass nicht nur asiatische Spieler mitmischen, sondern auch einer aus Deutschland.

Ob Tischtennis und das von Deutschland rund 9000 Kilometer entfernte Shenzhen im südlichen Teil Chinas hauptsächlich der sportlichen Erfolge von Timo Boll zusammen in Verbindung gebracht werden, ist nicht bekannt. Nicolai Jackstadt jedenfalls war bei diesem Turnier in der Sieben-Millionen-Metropole der Vertreter der westlichen Hemisphäre – und so wurde er auch von dem Fernsehsender auch in Empfang genommen.

"Nach unserer Ankunft hatten wir gleich das erste Spiel. Dann habe ich mit dem ehemaligen Trainer der chinesischen Frauennationalmannschaft gespielt. Direkt danach wurde ich interviewt. Ich war nicht einmal besonders nervös, weil alles so schnell ging", berichtet Nicolai Jackstadt ins ferne Deutschland.

"Es kam mir schon komisch vor, wie das alles abgelaufen ist. Die komplette erste Stunde ist auch ein Fotograf neben oder hinter mir her gelaufen. Dadurch hatte ich gar nicht wirklich Zeit, darüber nachzudenken. Als es dann los ging, war ich mir überhaupt nicht sicher, was die eigentlich von mir wissen wollen. Ich denke es war zu viel auf einmal, so dass ich gar nicht dazu kam, nervös zu sein oder darüber nachzudenken."

Das Interview der Fernsehreporterin fand Nicolai Jackstadt dann ziemlich entspannt. "Sie hat mir am Anfang kurz erklärt, dass sie nur ein paar einfache Fragen stellen wird. Sie wollte natürlich wissen, wo ich herkomme, wie lange und wo ich Tischtennis spiele und warum ich bei diesem Turnier mitspiele. Natürlich wollte sie auch wissen, was ich in Macau mache und was ich über das Spiel mit dem Nationaltrainer denke. Ich habe ihr gesagt, dass ich einfach froh bin, dass ich eine so großartige Erfahrung machen darf."

Nicolai Jackstadt hat in Shenzhen das Turnier seines Lebens gespielt, auch wenn er mit seinem Uni-Team aus Macau sportlich nichts ausrichten konnte und sich bereits in der Vorrunde verabschiedet hat. Was bleibt ist ein einmaliges Erlebnis und ein vierminütiges Interview im chinesischen Fernsehen.