Die Stadtkapelle Calw und Interims-Dirigent Peter Blacizek überzeugten beim Jubiläumskonzert. Fotos: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtkapelle: Ehemaliger Dirigent rettet Jubiläumskonzert / Festschrift wird zur Überraschung

Mit einer Überraschung für die rund 500 Besucher des Jubiläumskonzerts in der Aula wartete die Stadt- und Jugendkapelle Calw auf.

Von Annette Selter-Gehring

Calw. Nach 25 Jahren wurde anlässlich des 350-jährigen Bestehens der traditionsreichen Kapelle eine neue Chronik herausgegeben, die druckfrisch erworben werden konnte. Die ersten drei Exemplare überreichte Saxofonistin Felicitas Jahn an Bürgermeister Ralf Eggert, Hans-Martin Dittus und den langjährigen musikalischen Leiter Peter Blazicek, der 2013 nach 27 Jahren seinen Abschied vom Dirigentenpult genommen hatte, die Kapelle aber im Jubiläumsjahr tatkräftig unterstützte.

Noch in diesem Jahr einen neuen Leiter

Sein Nachfolger auf dem Posten des Stadtmusikdirektors, Christian Wolf, hatte Mitte des Jahres seinen Wirkungskreis an die Musikschule in Süßen verlegt, und mit Blazicek konnte "eine hervorragende Interimslösung gefunden werden", so Oberbürgermeister Ralf Eggert, der auch der Vorsitzende der Stadtkapelle ist. Die Aussichten, noch in diesem Jahr einen neuen musikalischen Leiter oder eine Leiterin zu finden, stünden, so Eggert, gut.

Beim Jubiläumskonzert wurde offenbar, dass sich Blazicek und die Musiker noch immer bestens verstehen. Die Stadtkapelle folgte ihrem Dirigenten auf den leisesten Wink, und so erlebten die Zuhörer ein Konzert auf gewohnt hohem Niveau. Die Auswahl der Stücke war, gemäß dem ans Jubiläum angelehnten Motto des Abends, eine musikalische Zeitreise, bei der viele Stationen gestreift wurden, die die Stadtkapelle in den vergangenen Jahrzehnten besucht hatte. Darunter der Oman, USA und natürlich Latsch, die Südtiroler Partnergemeinde Calws, mit der die Stadtkapelle viele freundschaftliche und auch musikalische Beziehungen unterhält.

Den Auftakt zum Konzert machte die Jugendkapelle mit den "Koopis", den Nachwuchsmusikern aus der Kooperation zwischen Stadtkapelle und Musikschule, mit zwei Stücken, die Peter Blazicek eigens für junge Orchester komponierte. Mit "Rhythm Blues" und "Farmhouse Rock" des zeitgenössischen niederländischen Komponisten Jacob de Haan, die die Geschichte des Blues und die Weite des amerikanischen Westens klangvoll interpretieren, gab das Jugendorchester eine eindrucksvolle Kostprobe seines Könnens.

Selbst Zeuge vieler Stationen

"Hut ab und Respekt" zollten die Musiker ihrem Dirigenten Anerkennung, "der uns dieses Konzert gerettet hat", dem im Jubiläumsjahr eine besondere Bedeutung zukam. Und auch das Publikum bezeugte durch seinen Beifall seine Hochachtung und Wertschätzung. Kapelle und Dirigent agierten harmonisch, und so mancher hatte das Gefühl, dass sich da zwei, wenn auch für begrenzte Zeit, wieder gefunden haben. Dass Blazicek selbst Zeuge vieler Stationen auf der musikalischen Zeitreise der Stadtkapelle war, verstand sich von selbst.

So wurde mit der "Westminster Hymn" von Alfred Bösendorfer an eine Musikerreise nach England erinnert, machte die Kapelle mit der Ouvertüre aus "Klingendes Land" von Sepp Tanzer einen Streifzug durch die beeindruckende Bergwelt Südtirols, hinterließ mit orientalischen Weisen der "Serenade" von Derek Bourgeois exotische Eindrücke aus dem Oman, und mit "Fate oft the Gods" von Steven Reineke ging es auf US-Reise.

Im zweiten Teil des Konzerts gab die Stadtkapelle unter anderem einen "Gruß aus Thüringen", spielte "Crime Time" von Klaus Doldinger, die "Vajnorska Polka" von Karol Padivy und "Mars der Medici" von Johan Wichers.

Bevor es in die Pause ging, lüftete Felicitas Jahn, die Überraschung, die am Rande der Bühne bereits viele Besucher neugierig gemacht hatte. "Es ist die nagelneue Chronik der Stadt- und Jugendkapelle Calw", so Jahn, die den Gästen das Werk wärmstens ans Herz legte und für alle, die die Chronik noch am selben Abend erwerben wollten, einen Jubiläumsrabatt gewährte.