Ein einmaliges bewegliches Kulturdenkmal ist das alte Stellwerksgebäude in Calw, das hinter den Bretterwänden Stahlfüße verbirgt, auf denen es seit 1889 steht. Foto: Arp Foto: Schwarzwälder-Bote

Kreisgeschichtsverein informiert sich über Schwarzwaldbahn

Calw (hms). "Vorsichtig langsam fuhr der Zug in großen Windungen den Hügel abwärts, und mit jeder Windung wurden Häuser, Gassen, Fluss und Gärten der unten liegenden Stadt näher und deutlicher." So schildert Hermann Hesse in seinen in die Weltliteratur eingegangenen Erzählungen in einer von vielen Passagen seine Eindrücke als Fahrgast der Schwarzwaldbahn. Dies und mehr über die Calwer Bahngeschichte erfuhren die Mitglieder des Kreisgeschichtsvereins Calw (KGV) bei ihrem jüngsten Vereinstreffen.

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Hans Schabert übernahm Hans-Joachim Knupfer vom Verein Württembergische Schwarzwaldbahn Calw-Weil der Stadt (WSB) die Führung der stattlichen Gruppe um das Calwer Bahnhofsgelände. Am Stationsgebäude konnte er auf eine ganze Reihe Besonderheiten des nach einem Einheitssystem und doch mit zahlreichen Eigenheiten geschaffenen Bauwerks und sein Umfeld aufmerksam machen.

Wer weiß heute schon noch, dass 1884 in Calw 80 Eisenbahnerfamilien wohnten und die Stadt teils zu einer Eisenbahnersiedlung machten. In drei kleinen Wohngebieten lebten sie hauptsächlich, darunter der "Krappen", wo eigens für sie sogar ein Bad betrieben wurde. Auch das katholische Gotteshaus entstand als die im Volksmund so genannte "Eisenbahnerkirche" samt Umgebung für die Bahnbediensteten im zuvor weitgehend evangelischen Calw.

Eine große Besonderheit ist das inzwischen mehrfach versetzte, aber sonst original erhaltene Stellwerk von 1889 auf Stahlfüßen. Heute ist es als "bewegliches Kulturdenkmal" in doppelter Weise praktisch etwas Einmaliges.

Rekordverdächtig ist der hohe Bahndamm bei Hirsau, fast vergessen die einst teilweise Zweigleisigkeit der steilen Strecke nach Althengstett. In Angriff genommen wurde der Streckenbau 1865, aber zweimal durch Kriege unterbrochen, bis 1872 die endgültige Fertigstellung erfolgte. Vorher gab es auf der bis ins vergangene Jahrhundert hinein wichtigen Hauptstrecke der Schwarzwaldbahn Stuttgart-Weil der Stadt-Calw-Nagold schon befahrbare Teilabschnitte.

Viel Hoffnung auf eine Wiederbelebung der Verbindung Weil der Stadt-Calw, die seit den 1980er-Jahren stillgelegt ist, war den Worten von Knupfer zu entnehmen. Sein WSB versteht sich ja nicht nur als die Geschichte pflegender, sondern seit 24 Jahren auch als die Wiederaufnahme des Betriebs fordernder und fördernder Verein.