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Am Mittwochabend ist Ralf Eggert als neuer Oberbürgermeister der Stadt Calw

Am Mittwochabend ist Ralf Eggert als neuer Oberbürgermeister der Stadt Calw offiziell und feierlich eingesetzt worden. Nach den ruhigen Tagen zwischen Weihnachten und Dreikönig wird es für das Stadtoberhaupt dann so richtig in die Vollen gehen.

Wer auch immer das musikalische Programm für den Abend in der Aula zusammengestellt haben mag, er (oder sie) hat, beabsichtigt oder nicht, Sinn für Ironie bewiesen. Da erklang aus "Heldenmusik" des Barock-Komponisten Georg Philipp Telemann "Die Würde" und "Die Tapferkeit". Das passt schon ganz gut, wenn man darüber nachdenkt, was ein neuer Oberbürgermeister an Charaktereigenschaften mitbringen sollte. Ob er dann gleich zum Helden werden kann, bleibt einmal dahingestellt. Das könnte Eggert allenfalls schaffen, wenn er das uralte Problem "Parken in der Innenstadt" zur Zufriedenheit einer großen Mehrheit der Bürgerschaft lösen sollte.

Noch beziehungsreicher war das Lied "Höchste Eisenbahn", das die Aurelius Sängerknaben unter Leitung von Bernhard Kugler gleich zu Beginn zu Gehör brachten. Da liegt natürlich die Assoziation zum geplanten Anschluss an das Stuttgarter S-Bahn-Netz in Richtung Weil der Stadt nahe. Und das wird, da ließ Eggert die zahlreich erschienene Calwer Bürgerschaft nicht im Zweifel, einer der Schwerpunkte seiner Arbeit sein. Will Calw gegenüber Nagold den Anschluss nicht verlieren, ist es fürwahr höchste Eisenbahn.

In seiner Antrittsrede zeigt das neue Stadtoberhaupt ein feines Gespür für Versäumnisse der vergangenen Jahre. Nicht nur der S-Bahn-Anschluss hätte mit mehr Nachdruck verfolgt werden müssen. Die Belebung von Marktplatz und Badstraße lassen schon lange auf sich warten. Der City-Manager könnte schon im Amt sein.

Wünsche gibt es viele, das weiß Eggert sicher schon aus seiner Gaildorfer Amtszeit. Die in Calw besonders stark begrenzten finanziellen Mittel setzen freilich enge Grenzen. So fällt denn auf, dass sich der neue OB in seiner Antrittsrede im Wesentlichen auf Vorhaben beschränkt, die schon im Bau oder in Planung sind. Dazu gehören Sporthalle, Kindergarten Schulgasse und das Kinderhaus Heumaden. Bei allem Werben um junge Familien mit Kindern, angesichts der demografischen Entwicklung eine schiere Notwendigkeit, vergisst Eggert die Senioren nicht. Nur wenn sich Jung und Alt in der Stadt wohlfühlen, lässt sich die Einwohnerzahl zumindest stabil halten. Da schließt sich der Kreis zur S-Bahn. Denn erfahrungsgemäß, so weiß der neue Oberbürgermeister, wird dort der Bevölkerungssrückgang gestoppt, wo ein Anschluss vorhanden ist.

Eggert konzentriert sich auf das Machbare. Was anderes ist angesichts der Haushaltslage nicht realistisch. Es gilt, den Abbau des Etatdefizits in Angriff zu nehmen. Angesichts der noch immer anhaltenden internationalen Finanzkrise mit möglicherweise gravierenden Folgen für die Konjunktur ist es auch hier höchste Eisenbahn.

Transparent und klar definierbar soll in Eggerts Augen Kommunalpoltik sein. Zuhören möchte er und möglichst auf alle Gruppierungen zugehen. Das kennt man von ihm schon aus dem Wahlkampf. Und, nach allem was man hört, hat er danach an seiner alten Wirkungsstätte im hohenlohischen Gaildorf gehandelt. Offensichtlich hat er in der 12 000-Einwohner-Stadt einen guten Job gemacht.

Calw ist kein einfaches Pflaster. Mit der Abschaffung des Ältestenrats und den öffentlichen Sitzungen der Projektausschüsse hat Eggert erste Pflöcke eingeschlagen. Mal sehen, ob es ihm gelingt, Kurs zu halten. Einfach wird es nicht.