Tobias Weißenmayer hatte schon im März 2016 die Lösung für die Fledermausfrage ausgetüftelt, aber niemand interessierte sich bisher dafür. Foto: Foto:

Calwer Tüftler legte Zwei-Tunnel-Lösung schon Anfang 2016 vor - ohne Reaktion.

Calw - Die Zwei-Tunnel-Lösung zur Rettung der Fledermäuse in den alten Tunneln der zukünftigen Hesse-Bahn erinnern an ein Schweizer Lutschbonbon und dessen eingängige Werbebotschaft: Wer hat’s erfunden?

Tobias Weißenmayer ist eigentlich Sozial- und Religionspädagoge von Beruf. Seine Passion aber gilt der Tüftelei. Der freie Erfinder hat schon mehrere Patente angemeldet. Umso erstaunter war er ob einer Nachricht, die dieser Tage in unserer Zeitung stand. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) lobte bei seiner jüngsten Visite im Calwer Landratsamt die Fortschritte bei der Hesse-Bahn und heftete zugleich die Lösung in der Fledermausfrage als Verdienst quasi ans eigene Revers. Eine Mitarbeiterin seines Hauses habe die Zwei-Kammer-Lösung ersonnen, erklärte er nicht ohne Stolz. So könnten die Flattertiere in den beiden alten Tunneln, die für die Hesse-Bahn (HHB) reaktiviert werden sollen, geschützt und damit gleichsam der Weg für das 50-Millionen-Projekt frei gemacht werden.

Tobias Weißenmayer rieb sich verwundert die Augen. Er erinnert sich noch gut daran, wie er als ehrenamtlicher Feuerwehrmann mit seiner Abteilung in den Hirsauer Tunnel beordert wurde, um das Bauwerk eine ganze Nacht lang zu beleuchten. "Das ist doch mit dem Kopf durch die Wand", dachte der Pädagoge ob des gescheiterten "Vergrätzungsversuchs" und beschloss eine Lösung zu suchen, mit der sich auch die nachtschwärmenden Tiere anfreunden können. Zwei Wochen sinnierte er, dann hatte er den Schlüssel für ein neues Fledermausleitsystem gefunden: ein Tunnel im Tunnel. Im März 2016 habe er dafür das Patent angemeldet und sei am selben Tag, als er das Patentamt konsultierte, auch auf dem Calwer Landratsamt vorstellig gewesen, um HHB-Projektplaner Michael Stierle zwar nicht das Ei des Kolumbus, aber doch immerhin die Lösung der Fledermausfrage, die den Landkreis dank der Klage des Nabu sogar vor Gericht gebracht hatte, auf dem silbernen Tablett zu servieren.

Nun weiß auch der Calwer Erfinder: "Innovationsprojekte brauchen Zeit", aber dass er aus dem Landratsamt auf seinen Vorstoß "nichts mehr gehört" hat, obgleich er zwei-, dreimal nachhakte, verwunderte ihn nicht weniger als nun, im Sommer 2017, Hermanns Botschaft, in seinem Ministerium sei der gordische Knoten für die Flattertiere durchtrennt worden.

Unsere Zeitung fragte gestern im baden-württembergischen Verkehrsministerium nach. Hermanns Pressesprecher Edgar Neumann verriet zwar nicht den Namen der "Erfinderin" aus der Zentralstelle, aber doch den ungefähren Zeitpunkt ihres Geistesblitzes: Frühjahr 2017. Da lag Weißenmayers Patentanmeldung schon ein Jahr zurück.

Aber der Erfindergeist ist schon wieder einen Schritt weiter. Weißenmayer hat bereits Kontakte mit Firmen, die an dieser Kammerlösung tüfteln. An der Mosel ist sie sogar schon in die Praxis umgesetzt. War jemand schneller als der Calwer Tüftler? "Das ist die Frage", sagt er.

Sollte aber seine Erfindung und mithin sein Patent der Hesse-Bahn den Weg frei machen, will der 39-Jährige nichts dran verdienen und seinen Lohn einer gemeinnützigen Sache im Kreis zugute kommen lassen. Erfinder-Ehrensache.

Das letzte Wort hat Andreas Knörle, für die HHB zuständiger Dezernent im Calwer Landratamt: "Die Kammerlösung ist ur-ur-alt und liegt schon seit Jahren auf dem Tisch", sagt er auf Anfrage, "ist aber immer verworfen worden." Das Problem sei die technische Machbarkeit. Weißenmayer verweist in diesem Zusammenhang auf die praktische Umsetzung an der Mosel: "Ich würde mal zum Hörer greifen."