Die Jazzer um Robert Giegling entfalteten einen sympathischen Mannschaftsgeist. Foto: Körholz Foto: Schwarzwälder-Bote

Jazzmusiker wärmen sich mit gediegenem Liedgut auf

Calw. "Hardbop" war angekündigt, stattdessen waren die ersten Klänge, die das Publikum beim jüngsten "Jazz am Schießberg" zu hören bekam, gediegenes Liedgut. Während nämlich die letzten Besucher mit Getränken und einigen noch benötigten Stühlen versorgt wurden, hatten die Musiker "Backstage" – also im Musiksaal – die Liederbücher für den Schulunterricht entdeckt. Mehrstimmig, vom Blatt und a capella intonierten sie Songs und Volkslieder: So stellt man sich die Aufwärmübungen von Jazz-Instrumentalisten doch vor, oder?

In seiner Begrüßung versprach Lukas Kaiser von der Schülerfirma HesseSolutions für den weiteren Abend sehr gute Musik, schließlich hatten er und seine Kollegin Natalie Billes, mit der er das Vorbereitungsteam für dieses Konzert gebildet hatte, das Quintett schon am Nachmittag in Empfang genommen und beim intensiven Proben gehört.

Die Musiker um Robert Giegling zogen von Beginn an das Publikum mit treibendem souligem Rhythmus in ihren Bann. Giegling an der Trompete und Saxophonist Sandi Kuhn stellten bei vielen Kompositionen das musikalische Thema gemeinsam vor, wobei die unterschiedlichen Klangfarben der beiden Instrumente ineinander zu neuen, ununterscheidbaren Klängen wunderbar verschmolzen, um dann in die Freiheit des Solos entlassen zu werden. Und die lieferte Kuhn in bewundernswerter Gelassenheit zugleich mannigfaltig und präzise. Dagegen erschien Giegling anfänglich blasser, doch schnell spielte er sich warm, war drin in seiner Musik, in seinen Kompositionen, und das Team entfaltete seinen sympathischen Mannschaftsgeist.

Christoph Heckeler am Flügel ragte mit virtuosen Soli heraus, rappte auf einem einzigen trocken-percussiven Ton einer festgehaltenen Saite, oder er gab den smarten Pianoman bei einer Gänsehaut-Ballade im Duo mit Giegling. Sebastian Schuster sorgte am Bass für ein angenehm sattes Fundament, um sich dann immer wieder bis in die höchsten Lagen vorzutasten.

Christoph Raff am Schlagzeug war für diesen Abend eingesprungen. Hören konnte man das nicht, so sicher begleitete er die Band. Er sorgte für das stetig Treibende, den groovigen Sound der bewegten Nummern oder gab Stoff im kraftvollen Solo.

Und mittendrin Robert Giegling, ein Bandleader im besten Sinne, der jedem seiner Mitmusiker Raum und Freiheit für Entfaltung gab, der genussvoll ihren Soli lauschte, jederzeit bereit war, sie zu unterstützen – und sei es nur mit einem Lächeln. Diese Spiel- und Musizierfreude verlieh dem Konzertabend eine herrlich geborgene Atmosphäre.

Übrigens, spät, beim Zusammenräumen griffen die Musiker doch noch einmal nach den Instrumenten, was in einer Mitternachtssession endete: So stellt man sich den Feierabend von Jazzern doch vor, oder?