Auch in Calw gingen jetzt Hebammen auf die Straße, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Foto: Hölle Foto: Schwarzwälder-Bote

Verband spricht von Chronik gebrochener Versprechen. Hebammenverband will mehr Geld.

Calw - Unterstützung durch die Öffentlichkeit und die Politik wollen sie. Vor allem aber will der Hebammenverband für seine freiberuflichen Mitglieder mehr Geld. Und deswegen gehen diese auf die Straße.

"Hebammen-Protest – jetzt reicht’s"

"Hebammen-Protest – jetzt reicht’s" ist die Aktion überschrieben, mit der seit Juli an jedem Donnerstag in einem der 16 Bundesländer Mahnwachen gehalten werden. Jetzt auch in Calw. Die letzten Verhandlungen über die Gebühren und Gehälter mit den Krankenkassen endeten am 5. Juli vor der Schiedsstelle mit einer erzwungenen Einigung für die Hebammen. "Die Beitragsstabilität der Kassen wurde hier einmal mehr höher bewertet als unsere berechtigten wirtschaftlichen Interessen", beklagen die Betroffenen.

Sie fordern, wie dies im Gespräch mit dieser Zeitung Ursula Jahn-Zöhrens aus Bad Wildbad betonte, dass die Bundesregierung ihren Sicherungsauftrag hinsichtlich geburtshilflicher Angebote selbst wieder wahrnimmt und nicht auf Dritte abwälzt.

Hilfegesuche vom Ministerium abgeblockt

Von einer Chronik der gebrochenen Versprechens spricht in diesem Zusammenhang der Hebammenverband Baden-Württemberg. In der Zeit zwischen 1985 und 2006 seien die Gebühren vom Bundesgesundheitsministerium per Verordnung gerade drei Mal erhöht worden. Das selbe Ministerium habe 2002 einen Einkommensrückstand der Hebammen von 18,9 Prozent festgestellt, der ausgeglichen werden sollte, bevor die Hebammen die Vergütung selbst mit den Krankenkassen verhandeln. 2007 hätte es immer noch einen Einkommensrückstand von 12,4 Prozent geben. Bei steigenden Ausgaben vergrößere sich dieser seither wieder.

Hilfegesuche würden vom Ministerium abgeblockt. Und gleichzeitig würden Verhandlungen mit den Kassen verhindert. Im laufenden Jahr sei gerade einmal eine Gebührenerhöhung von 1,54 Prozent herausgesprungen.

"Trotz starker Unterstützung durch die Bevölkerung sowie von Bundes- und Landespolitikern sieht die Bundesregierung nach wie vor keinen Handlungsbedarf", sagen die Hebammen. "Es ist höchste Zeit, dass den Worten Taten folgen", betont Ursula Jahn-Zöhrens. Sonst ließen sich Leistungsangebote wie zum Beispiel die Wahlfreiheit des Geburtsortes oder flächendeckende Wochenbettbesuche durch Hebammen nicht mehr aufrecht erhalten.