In manchen Läden schon fast vergriffen ist das Weizenmehl. Foto: Raszkowski

Zivilschutzkonzept: Menschen teilweise verunsichert. Unterschiedlich Reaktionen in Einkaufsmärkten.

Calw - Das neue Zivilschutzkonzept, das jetzt die Bundesregierung verabschiedet hat, beunruhigt auch Menschen in Calw. Auffällig ist, dass manche Lebensmittel verstärkt gekauft werden.

Der Bevölkerung ist empfohlen worden, sich für den Fall einer Cyberattacke oder eines Terrorangriffs einen Vorrat an Lebensmitteln und Wasser anzulegen. Gerade ältere Menschen, die den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben, oder die Konsequenzen der Nachkriegszeit ertragen mussten, neigen, wie ein Lebensmittelhändler in Calw feststellte, tendenziell häufiger zu einer Vorratshaltung in den heimischen vier Wänden.

Vorwiegend Ältere

"Deutlich mehr Weizenmehl und Körner sind aufgrund ihrer langen Haltbarkeit seit dem Beginn der Debatte gekauft worden", erläutert der Marktleiter einer der größten Einkaufsketten Deutschlands, der anonym bleiben möchte. "Vorwiegend ältere Menschen erzählen mir, dass sie durch die Berichterstattung verunsichert sind und nicht einordnen können, ob nicht doch ein mögliches Kriegsszenario oder eine akute Terrorgefahr bevorsteht", führt der aus der Region stammende Mann weiter aus.

Seine Kundinnen Inge Stegmeier und Lisa Specht, beide Mitte 70, lassen sich trotz der derzeitigen Stimmung die ihrige nicht vermiesen. "Ein bisschen Milch, Marmelade und Zucker hat man immer daheim. Wir lassen uns nicht mehr beunruhigen, so etwas haben wir schon einmal mitgemacht", erzählen die beiden Frauen unisono.

In einem anderen Supermarkt ist man etwas zurückhaltender. "Noch ist bei uns keine eindeutige Tendenz zu größeren Lebensmittelkäufen erkennbar, aber vielleicht kommt das ja noch, es ist ja schließlich Urlaubszeit", so der 32-jährige stellvertretende Marktleiter von Kaufland, Luzium Buisha, im Gespräch mit unserer Zeitung.

"Durch solche Maßnahmen werden lediglich noch mehr Lebensmittel weggeschmissen. Kerzen haben wir daheim, und zur Not gibt es bei den Bauern genug Nahrung, um für 14 Tage über die Runden zu kommen. Für mich klingt es eher nach einer Verschwörungstheorie", macht die 49 Jahre alte Steuerfachangestellte Alexandra Schmidt, die mit ihrem 15-jährigen Sohn Maurice hier beim Einkaufen war, deutlich.

Sonja Godermayer macht sich hingegen zwar Gedanken, aber "Ich lebe mein Leben ungehindert weiter. Der Terroranschlag von Paris hat mich von meiner fünftägigen Reise in die französische Hauptstadt auch nicht abgehalten", erzählt die 20-jährige Arzthelferin.

Genügend Hamster

Die empfohlenen Notrationen, die sich laut Bundesregierung jeder für den Fall einer Katastrophe anlegen sollte, wurden zuletzt unter dem Schlagwort "Hamsterkäufe" parodiert. Da hieß es beispielsweise, deutschlandweit seien Hamster schon ausverkauft. Die naheliegende Vermutung, dass dies auch in der Region der Fall sei, konnte von den hiesigen Zoohandlungen nicht bestätigt werden.