Mahnung für beide: Bereits im Eingangsbereich der Calwer Kripo werden Opfer wie Täter häuslicher Gewalt mit der Unsäglichkeit ihres Zustandes konfrontiert. Normalbürger, die nicht wie Uwe Karl dort arbeiten, bekommen die Bilder nicht zu sehen. Foto: Mikulcic

Kripo zeigt Plakatausstellung. Kooperation mit Frauenhaus bringt Bilder nach Calw. Botschaften rütteln auf.

Calw - "Der erste Schlag ist ein Knick, der für immer bleibt", steht auf einem der fast 20 Plakate zu lesen. Zu sehen ist darauf eine abgeknickte Rose. Aus ihrem Kelch tropft Blut.

"Es ist keine Ausstellung in dem Sinne", sagt der Hausherr Uwe Carl, Leiter des Kriminalkommissariats Calw im Hirsauer Wiesenweg. Schließlich herrscht bei der Kriminalpolizei kein öffentlicher Behörden- oder Kundenverkehr, wie ihn vergleichbare Einrichtungen kennen, in denen Ausstellungen ansonsten zu sehen sind. Trotzdem hängen seit 14 Tagen im Eingangsbereich und im Treppenhaus des Kripo-Gebäudes besagte Plakate. Sie alle thematisieren "Häusliche Gewalt".

91 solcher Fälle seien 2014 bei den Dienststellen im Landkreis Calw zur Anzeige gebracht worden, sagt Carl. In 33 wurden Platzverweise ausgesprochen. Das heißt: Die Gewalt war so schwerwiegend, dass der Täter mit einem Annäherungsverbot belegt wurde. "Für ganz schwere Fälle gibt es das Frauenhaus", fügt Carl an. Diese Stätte des Schutzes und der Zuflucht wird vom Verein "Frauen helfen Frauen" getragen. Wer Opfer häuslicher Gewalt wird oder gewaltsame Übergriffe fürchten muss, kann den Verein kontaktieren. Auch die Kripo Calw ist mit dem Verein in Kontakt. Die Einsatzbereiche berühren sich. "Wir haben eine gute Verbindung zum Verein", sagt Uwe Carl. So sei es auch gekommen, dass die Plakatausstellung, die bereits im Haus der Abgeordneten sowie im Sozialministerium in Stuttgart und in der Volkshochschule Calw gezeigt wurde, nun bei der Kripo aushängt. Carl: "Die Ausstellung ist nur für Menschen sichtbar, die einen Termin bei der Polizei haben".

So werden Täter wie Opfer häuslicher Gewalt auf subtile Weise mit den verstörenden Ausprägungen dieses korrumpierenden Zustandes konfrontiert, den sie beide leben. Gerade im Eingangsbereich warteten des Öfteren Betroffene, sagt Carl. "Wer mit einem blauen Auge davon kommt, sollte nicht zurückkehren", schallt es Wartenden mahnend entgegen.

"Fleck" ist ein weiteres Plakat betitelt. Erstellt wurde es, wie alle Bildposter, von Studierenden der Visuellen Kommunikation an der Hochschule Pforzheim. "Das falsche Essen gekocht, Fußball weggezappt, Bier nicht rechtzeitig gebracht, keinen Sex gewollt", steht da. Die gedrängt angeordneten Worte kauern am rechten Rand eines riesenhaften Flecks, der die gesamte obere Plakatfläche auffrisst. Die Konturen sind undeutlich, alles an dem Bild wirkt unscharf. Ein realer Fleck auf einem realen Arm, der den Hintergrund für den Schriftzug bildet. Eindrücklicher könnte das Szenario nicht illustriert sein.

Bis mindestens Ende Juli werden die Plakate bei der Kripo noch zu sehen sein. In Anschluss wandern sie weiter nach Filderstadt.