Foto: Schwarzwälder-Bote

Was kommt als Nächstes?, Hört das denn niemals auf? Das wird

Was kommt als Nächstes?, Hört das denn niemals auf? Das wird ja immer schlimmer – so höre ich dieser Tage die Menschen in meinem Umfeld immer öfter fragen. Und sie denken dabei voller Sorge an die nicht enden wollende Reihe von furchtbaren Anschlägen zuletzt in Brüssel, Nizza, Paris, München, Würzburg, Reutlingen und Ansbach.

Und dabei scheint es für die Menschen immer unwesentlicher zu sein, ob es sich nun um islamistisch motivierte und verblendete Fanatiker oder geistig verwirrte Einzeltäter handelt, denn das Resultat ist immer dasselbe: Tod, Gewalt, Schrecken, Trauer. Die Menschen haben Angst und sind verunsichert. Jeden kann es treffen, überall und jederzeit. Nicht nur an exponierten Orten, sondern mittlerweile auch mitten im ländlichen Raum. Das wurde deutlich, als vor wenigen Tagen im französischen Provinzort Saint-Étienne-du-Rouvray ein Priester während der Messe von zwei Angreifern brutal getötet wurde. Da wird selbst mir ziemlich bange, wenn ich daran denke, dass dieser Ort unweit des Urlaubsziels liegt, wohin ich mit meiner Familie gerade unterwegs bin.

Wahllos und sinnlos wird getötet, verletzt, Schrecken verbreitet. Den "Bruch zivilisatorischer Tabus", nannte das Kanzlerin Merkel vorgestern bei einer Pressekonferenz. Die Gewalt hat eine nie gekannte Dimension erreicht. Sie richtet sich nicht mehr nur gegen erklärte Gegner der einen oder anderen Terrorgruppe. Sie richtet sich nun gegen alle und jeden, gegen das Leben an sich, gegen alles, was uns wert und teuer ist: unsere Freiheit, unsere Demokratie, unsere Lebensfreude, unseren Glauben. Es verwundert mich deshalb nicht, dass populistische Politiker und andere Entscheidungsträger mit einfachen Antworten auf schwierige Fragen mehr und mehr Zustimmung erhalten.

Der Präsidentschaftswahlkampf in den USA ist das wohl weithin sichtbarste Beispiel dafür, ganz gewiss aber nicht das einzige!

Für uns Christinnen und Christen jedoch verbietet sich sowohl jede Schwarz-Weiß-Malerei wie auch eine momentan vehement eingeforderte rigorose Asyl- und Abschiebepraxis von selbst! Für uns gilt nach wie vor: Wir haben einen Gott des Friedens und der Liebe und der Versöhnung. Und Jesus hat uns das ganz gewiss nicht leicht zu verstehende Gebot mitgegeben: "Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet, der seine Sonne aufgehen lässt über Böse und Gute, und es regnen lässt über Gerechte und Ungerechte." (Matthäus 5, 44 f.)

Mag sein, dass das Verständnis für Andersdenkende, Andersgläubige, Andersartige selten einmal so wenig gefragt war wie jetzt, aber ebenso sicher auch selten so nötig wie jetzt. Gerade jetzt nämlich braucht es unsere Besonnenheit, unser Mitgefühl, unseren Einsatz für die wirklich Verfolgten, die wirklich Schwachen. Wir stehen an der Seite der Opfer und ihrer Hinterblieben. Aber wir stehen auch an der Seite derer, die nach den schrecklichen Vorkommnissen der letzten Zeit unter Generalverdacht stehen und zu Unrecht für die Taten anderer verantwortlich gemacht werden sollen.

Dabei bieten sich uns durchaus viele Möglichkeiten. Eine davon ist das Gebet. Eine Pfarrerin hat jüngst ihre Gedanken in diese Form gebracht: "Gott, wir beten zu dir. Wir beten für eine Welt, in der Menschen unterschiedlicher Religionen friedlich miteinander leben. Wir beten für eine Gemeinschaft, in der unterschiedliche Wertvorstellungen und Meinungsverschiedenheiten friedlich ausgetauscht werden. Wir beten für Begegnungen, bei denen Menschen spüren, dass sie alle deine Geschöpfe sind und deshalb kostbar."

Alle Christinnen und Christen, alle Menschen guten Willens kann ich nur ermutigen, sich durch die vielen Gewalttaten und niederschmetternden Nachrichten nicht von ihrem Kurs der Versöhnung, des Friedens, der Tatkraft und der Menschlichkeit abbringen zu lassen. Selten waren diese Werte so wertvoll wie jetzt! u Ulrich Büttner ist Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Gechingen