Johann Sonnleitner präsentiert die Goldberg-Variationen auf der Orgel. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Johann Sonnleitner hat eine langjährige Beziehung zur Hirsauer Aureliuskirche

Calw-Hirsau (hw). Erstmals werden die Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach am kommenden Sonntag, 4. Oktober, in der Hirsauer Sankt Aureliuskirche auf der Orgel interpretiert. Dazu wird im Rahmen der "Stunden der Orgelmusik" Johann Sonnleitner aus Zürich erwartet.

Sonnleitner war es, der vor 30 Jahren, im Bach-Jahr 1985, zum ersten Mal in der Hirsauer Konzertreihe die Goldberg-Variationen auf dem Cembalo gespielt hat. Damals kam der Gedanke auf, dieses Meisterwerk Bachs alljährlich ein Mal in Hirsau anzubieten. Daraus ist eine einmalige Serie entstanden, die inzwischen viele prominente Cembalisten und Cembalistinnen nach Hirsau geführt hat, zuletzt Céline Frisch aus Frankreich.

Johann Sonnleitner, gebürtiger Österreicher und zuletzt Professor für historische Tasteninstrumente an der Musikhochschule Zürich, hat sich sein Leben lang intensiv mit der Musik Bachs und der Wiener Klassik auseinandergesetzt. Wie ein roter Faden ziehen sich die Goldberg-Variationen durch seine Konzert- und Lehrtätigkeit. So wundert es nicht, dass er 2013 ein dreiteiliges Werk für Flöte und Steichtrio als Vor-, Zwischen- und Nachspiel zu den Goldberg-Variationen hinzukomponiert hat, das er "Eine neue Nachtmusik" betitelt hat. Bekanntlich sollten auch die Goldberg-Variationen als Nachtmusik für den an Schlafstörungen leidenden Grafen Kayserlingk dienen. Ein Bezug zu einer anderen "Kleinen Nachtmusik" lässt sich bei diesem Titel nicht vermeiden…

Diese "Neue Nachtmusik" wird auch in Hirsau zu hören sein. Sonnleitner bringt dazu vier Instrumentalisten aus seinem Züricher Freundeskreis mit: Oskar Peter, Traversflöte, Ursula Butscher, Violine, Susanne Hasler, Viola und Claudine Müller, Violoncello. In seinen vielseitigen Kompositionen (insbesondere Lieder und Oratorien) befasst sich Sonnleitner intensiv mit der auf der Naturtonreihe beruhenden "erweiterten Tonalität" die über das überlieferte Dur-moll-Verständnis hinausgeht; so auch hier.

Des Weiteren geht Sonnleitner bei seinen musikhistorischen Studien den Tempovorstellungen der alten Meister nach. Er vertritt den gut begründeten Standpunkt, dass die heutigen Interpreten die barocke und klassische Musik vielfach zu schnell angehen.

Dass Johann Sonnleitner nach 30 Jahren erneut mit den Goldberg-Variationen nach Hirsau kommt – zweifellos ein Jubiläum der besonderen Art – ist seiner Anhänglichkeit zur Aureliuskirche zu verdanken. Er hat im Lauf der Jahre in diesem ansprechenden Kirchenraum allein und zusammen mit anderen Musikern fast alle Cembalo-Zyklen und manche kammermusikalischen Werke von Bach aufgeführt.

Das jetzige Goldberg-Konzert in St. Aurelius beginnt wie üblich um 19 Uhr; der Eintritt ist frei, um eine großzügige Spende wird gebeten.