Vorsicht Gift: Ähnliche Zettel sollen auch in Heumaden angebracht werden (Symbolfoto). Foto: Schuh

Unbekannte legen präpariertes Hundefutter aus. Mehrere Todesfälle  zu verzeichnen.

Calw - Wer legt im Raum Calw Giftköder für des Menschen beste Freunde aus? Eine Frage, mit der Hundehalter sich derzeit beschäftigen müssen.  Seit knapp  einem Jahr tauchen die grausamen Häppchen immer wieder in der Gegend auf.

Viele hatten Glück. Einige mussten ihr Leben lassen.  Und warum es überhaupt dazu kommen musste, bleibt bislang ein Rätsel. Die Rede ist von Hunden, die in den vergangenen Monaten  in der Gegend rund um die Hesse-Stadt  vergiftet  wurden. Wer dahinter steckt, ist bislang völlig unklar.

Allein in Stammheim seien seit April 2016 etliche Vierbeiner betroffen gewesen, berichtet eine hiesige Tierärztin. Die meisten habe es zwischen dem  Freibad und den Wiesen unterhalb des Sprachheilzentrums erwischt; einige seien   auf dem Galgenberg, zwei  Tiere vor den Schrebergärten Richtung Recyclinghof auf Giftköder hereingefallen.

Ein Rüde habe die Tortur nicht überstanden. Er verblutete in der Tierarztpraxis der Ärztin und musste eingeschläfert werden. "Die anderen sind nach dem Gegenmittel recht fit, hatten aber oft Leberschäden, die zum Glück reversibel waren", so die Ärztin.

Zwei Katzen sterben an Organversagen

Aktuell gebe es nun eine neue  "Vergiftungswelle", die seit  vergangenem Wochenende bis Dienstag wütete. Bei den betroffenen Hunden sei es zu Gerinnungsstörungen, Mattigkeit, Schocksymptomen und Kreislaufzusammenbrüchen gekommen. In einem Fall habe ein Tier  akute Darmblutungen aufgewiesen, habe aber überlebt.  In einer Tierklinik sei eine Katze mit Lungenbluten und Vergiftungsverdacht (Rattengift) eingeliefert worden und gestorben.

Ansonsten, so die Veterinärin, hätten  alle Patienten  – die in dieser Woche  aus Unterlengenhardt, Neuhengstett, Neuhausen und Bad Liebenzell gekommen seien – überlebt, da die Besitzer die Hunde sofort intensiv behandelt ließen. Erst gestern habe  jedoch  eine vergiftete Katze mit Nierenversagen aus Neuenbürg eingeschläfert werden müssen. Ebenfalls gestern meldete ein Hundebesitzer Calws Oberbürgermeister Ralf Eggert, sein Hund habe im Bereich des Welschen Häusles in Heumaden einen Giftköder aufgenommen.

Dass es sich tatsächlich um Giftköder handelt, darauf deutet auch die Aussage zahlreicher Hundebesitzer hin. Diese hätten laut Aussage der Tierärztin direkt gesehen,  wie ihre freilaufenden Hunde etwas gefressen hätten und kurz danach auffällig geworden seien – unter anderem durch massives Erbrechen.

Die Art des Köders sei indes weitgehend unbekannt. Einige Tierhalter hätten von einer unklaren Mischung aus Knorpel- und Muskelmasse gesprochen.

Die meisten Tiere seien zwar bereits am ersten oder zweiten Tag wieder beschwerdefrei und fit gewesen, manche hätten  mit Leberschäden und Magendarmbluten jedoch noch ein paar Tage behandelt werden müssen.

OB Eggert hat inzwischen  bereits auf die Lage reagiert: Spätestens ab heute sollen im Bereich des Welschen Häusles in Heumaden Zettel angebracht werden, die auf die gefährliche Lage hinweisen. Darüber hinaus soll der Vollzugsdienst mehrmals am Tag dort unterwegs sein, um die Menschen zu warnen und die Augen nach möglichen Tätern offen zu halten.

Info: Was tun, wenn’s passiert?

Giftköder

Augen auf beim Spaziergang: Laut der internationalen Tierschutzorganisation »Vier Pfoten« gibt es typische Giftköder; vornehmlich Fleischbällchen, gespickt mit gefährlichen Gegenständen wie Rasierklingen, Scherben oder Rattengift. Auch Schneckenkorn werde als Giftköder verwendet. Die  Köder würden bevorzugt in Gebüsch oder am Rand von Gehwegen mit Rasenflächen platziert.

Symptome

Hinweise, ob ein Hund eine Vergiftung erlitten hat, seien nach Angaben von »Vier Pfoten«  Erbrechen, Durchfall,  helle Schleimhäute im Rachenbereich,  schwankender Gang,  Atem- und/oder Herzstillstand, Krämpfe, schneller Herzschlag,  Lähmungserscheinungen, Bewusstlosigkeit.

Sofortmaßnahmen

Hat ein Hund einen Giftköder gefressen, gelte es, schnell zu reagieren.   Die Tierschutzorganisation rät, sofort den Tierarzt zu kontaktieren,  die Symptome zu schildern. Der Arzt könne dann im besten Fall bereits das richtige Gegengift bereithalten.   Auch eine Probe des Köders sei hilfreich. Hundehalter sollten im Übrigen davon absehen, ihre Tiere zum Erbrechen zu bringen, wenn unklar sei, was gefressen wurde – bei ätzenden oder scharfen Ködern könne es zu Verletzungen kommen.