Großeinsatz im Klosterhotel: Ein Rettungsfahrzeug reihte sich am Montagabend ans andere. Foto: Kugel

19 Personen von Gasalarm in Hirsau betroffen. Rettungsdienst wird zu Bewusstlosem im Saunabereich gerufen.

Calw-Hirsau - Im Hotel Kloster Hirsau läuft der Betrieb ganz normal weiter. Mehr wollte Betreiberin Astrid Hassel nach dem Großeinsatz von Feuerwehr, DRK und Polizei am Montagabend (wir berichteten) nicht sagen.

Verständlich: Zu sehr, räumte die Hotel-Chefin gestern ein, stehe sie noch unter dem Eindruck dieses Ereignisses. Und es seien auch viel zu viele Gerüchte im Umlauf. Sie selbst habe bisher – Stand gestern Mittag – weder von Polizei noch von Feuerwehr Näheres erfahren.

Fest steht, wie die Recherchen unserer Zeitung ergaben, dass an diesem Abend insgesamt 19 Personen dem gefährlichen Gas Kohlenmonoxid ausgesetzt waren. Kohlenmonoxid kann man weder sehen, noch riechen oder schmecken. Für Menschen und Tiere ist das Gas gefährlich, weil es sich wesentlich stärker an die roten Blutkörperchen bindet als Sauerstoff. In hohen Konzentrationen führt es zum Tod.

Komplette Rettungskette in Gang gesetzt

Um 18.45 Uhr wurde zunächst der Rettungsdienst in Calw mit Notarzt gerufen, als ein Hotelgast in der Sauna das Bewusstsein verloren hatte. Als das Gaswarngerät des Arztes Alarm auslöste, wurde die komplette Rettungskette mit Feuerwehr und Rotem Kreuz in Gang gesetzt. Nach Angaben von Feuerwehreinsatzleiter Rainer Stotz handelte es sich um einen technischen Defekt, ausgehend vom Blockheizkraftwerk. Das ausgetretene Kohlenmonoxid wurde von der Feuerwehr im gesamten Gebäude in hohen Konzentrationen gemessen. Rettungskräfte übernahmen die Versorgung der drei mittlerweile ohnmächtigen Personen aus dem Sauna und Schwimmbadbereich.

Zehn Verletzte, die das Gas eingeatmet hatten, kamen zur stationären Behandlung in Krankenhäuser, weitere neun wurden ambulant behandelt. Die Feuerwehr durchsuchte daraufhin das gesamte Gebäude mit Tiefgarage und angrenzendem Nebengebäude mit vier Trupps unter Atemschutz mit Gaswarngeräten und belüftete den Komplex mittels Überdrucklüftern.

Als die Gaskonzentration gegen Null gemessen wurde, konnten die restlichen Zimmer, in denen sich Hotelgäste befanden, geräumt werden. Ihnen hatte man zuvor gesagt, dass sie sich ruhig verhalten sollen.

Einsatzkräfte sprechen von einem MANV

Im Anschluss wurden alle Zimmer im gesamten Gebäudekomplex erneut mit Messgeräten überprüft und dann wieder freigegeben. Bei den Einsatzkräften sprach man gestern von einem MANV – einem Massenanfall von Verletzten und Erkrankten. So wird im Fachjargon eine Situation bezeichnet, bei der eine große Zahl von Betroffenen versorgt werden muss, zum Beispiel bei Eisenbahnun- glücken, Bombenattentaten, ABC-Einsatzlagen, Seuchen oder Flugzeugabstürzen.

Aber auch die Rettungskräfte waren in großer Anzahl im Einsatz: Die Feuerwehr war mit den Abteilungen Calw, Hirsau und Stammheim mit insgesamt 59 Kräften und elf Fahrzeugen vor Ort. Der Rettungsdienst und der DRK-Ortsverein Calw stellten 34 Kräfte und 14 Fahrzeuge. Die integrierte Leitstelle hatte auf Grund der Einsatzgröße ihre Kapazität hochgefahren.