Bei der Feier zum Tag der Arbeit traten einige Mitglieder der IG-Jugend überraschend aus. Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Solidaritätsaktion für eine Sekretärin bringt IG Metall-Bevollmächtigten Reiner Neumeister in Bedrängnis

Von Jacqueline Geisel

Calw/Freudenstadt. Eine harmlose Showeinlage wird zur überraschenden Solidaritätsaktion für eine Gewerkschaftssekretärin: "Wir für Vio" hieß die Parole, welche ein Teil des IG-Metall-Nachwuchses bei der Feier zum Tag der Arbeit in das Mikrofon rief und auf den T-Shirts trug.

Acht Mitglieder der Jugend überreichten am ersten Mai geschlossen ihre Kündigung, nachdem sie öffentlich und zur Überraschung der IG einen Rap vorgetragen hatten, der ihre Solidarität zur Gewerkschaftssekretärin deutlich machen sollte. Diese hatte den Nachwuchs in ihren acht Jahren bei der IG Freudenstadt über verschiedene Aktionen angeworben. Sie wurde von der Aktion ebenso überrascht wie die Festbesucher, war selbst aus gesundheitlichen Gründen aber nicht anwesend.

Diese gesundheitlichen Probleme sind der Grund für die Solidaritätsaktion: Das Arbeitsklima sei schuld, dass sie an einem Burnout erkrankte und derzeit arbeitsunfähig ist, das habe auch ihr Arzt bescheinigt, erklärte die Betroffene. Seit einem Jahr habe sie bei der IG mit Anfeindungen, Gerüchten und Ausgrenzung zu kämpfen. Die Vorwürfe richten sich vor allem gegen den ersten Bevollmächtigten Reiner Neumeister.

Begonnen hätten die Probleme, als sie sich vor etwa einem Jahr für eine Kollegin eingesetzt habe, die gerade einmal einen Monat nach ihrer Einstellung gekündigt wurde. Diese Kündigung, die jeglicher arbeitsrechtlicher Begründung entbehre, habe sie bekommen, während sie krank geschrieben war.

Die Metaller-Jugend bezog klar Stellung: So ein Verhalten sei besonders in einer Gewerkschaft absolut verwerflich. Obwohl sie alle noch immer hinter der Gewerkschaftsarbeit per se stünden, wollen sie so auf ihr Anliegen aufmerksam machen. Über Facebook sammeln die EX-IGler bereits kräftig Sympathisanten mit ihrer "Wir für Vio"-Seite, über 200 sind es bereits. Beschwerdeschreiben an Detlef Wetzel, erster Bevollmächtigter der IG Metall Frankfurt, und Saskia Esken, Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Calw/Freudenstadt, sind bereits aufgesetzt.

Reiner Neumeister, der die Aktion wegen terminlicher Überschneidungen nicht live miterlebte, ist enttäuscht von der Art und Weise, wie die Jugend ihren Unmut kund getan hat. Er hätte sich gewünscht, so erklärte er auf Anfrage unserer Zeitung, dass zuerst das Gespräch mit ihm gesucht worden wäre, auch wenn er das Engagement grundsätzlich bewundere. Die betreffenden Jugendmitglieder hätten ihre Meinung nur aufgrund einseitiger Sichtweisen, Halbwahrheiten und Verdrehungen gebildet. "Es wäre klug, vor einer solchen Aktion mit allen Beteiligten zu sprechen", erklärte Neumeister.