Calw - Der Gewerbeverein kommt nicht zur Ruhe. Nach dem Rücktritt des stellvertretenden Vorsitzenden Bernhard Stopper war der Neujahrsempfang zwar harmonisch verlaufen; jetzt gibt es aber neuen Ärger.

Bärbel Grau (handycenter Grau) ist mit ihrem Unternehmen zum zweiten Mal ausgetreten. Ihrem Unmut macht sie in einem Schreiben an Oberbürgermeister Ralf Eggert Luft. Entscheidungen würden anders getroffen wie in der Gruppe vereinbart, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sei zu keiner Zeit gegeben gewesen. Deshalb habe sie ihr Amt als Gruppenleiter im Einzelhandel aufgegeben. Viele Mitglieder würden nur deshalb nicht austreten, weil sie schon seit vielen Jahren Mitglied sind.

Die Einzelhändlerin appelliert an den OB, in Richtung Stadtmarketing etwas zu unternehmen. Das allerdings kann Eggert nicht, wie er auf Nachfrage unserer Zeitung klar stellte. "Ich bin Außenstehender und muss meine Neutralität wahren", so das Stadtoberhaupt. Sprich: Der Verein muss sehen, dass er seine Probleme selbst löst. Allenfalls als Moderator kann er sich anbieten, falls dies gewünscht wird.

Das Schreiben von Bärbel Grau zielt auch in Richtung City-Manager. "Den brauchen wir, und den wird es auch irgendwann geben", so Eggert. Derzeit fehlten allerdings wegen der Krise im Gewerbeverein die Rahmenbedingungen. Folglich sei eine abschließende Entscheidung in Sachen City-Manager oder Wirtschaftsförderer nicht möglich.

Dieser wiederum könne nicht die Arbeit des Gewerbevereins leisten, da er andere Aufgaben habe, sagt der Calwer Oberbürgermeister weiter. Gleichwohl sei er auf die Zusammenarbeit mit dem Verein angewiesen. Derzeit gebe es keine Basis für ein zielorientiertes Arbeiten. Die schwierige Situation schade der Stadt wie dem Gewerbeverein.

Als eine der wichtigsten Aufgaben für einen Wirtschaftsförderer oder City-Manager gehöre die Erstellung eines Leerständekatasters. Danach gelte es zu versuchen, Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen. Zudem müsse sich ein Wirtschaftsförderer nicht nur um den Handel, sondern auch um das produzierende Gewerbe kümmern, sagte Eggert.

Kommentar: Neuanfang

Von Alfred Verstl

Seit zwei Jahren schwelt die Krise im Calwer Gewerbeverein. Nach dem Rücktritt des stellvertretenden Vorsitzenden Bernhard Stopper vermittelte der Neujahrsempfang den Eindruck, dass wieder Harmonie und Ruhe eingekehrt sind. Das ist, wie der Brief von Einzelhändlerin Bärbel Grau an Oberbürgermeister Ralf Eggert zeigt, offensichtlich nicht der Fall. Die Verärgerung bei vielen Mitgliedern scheint groß zu sein. Es wird endlich Zeit für einen Neuanfang. Dabei muss der Gewerbeverein seine Probleme letztlich selbst lösen. Sei es durch eine Klausurtagung oder eine vom OB angebotene Moderation. Ein umfassender Wechsel im Vorstand ist wohl unausweichlich. Der Verein müsste von einem aktiven Unternehmer geführt werden. Diese Aufgabe wird schwierig. Geschieht allerdings nichts, droht der Stadt bei Gewerbe und Handel ein gefährlicher Stillstand.