In der Stadtkirche in Calw wird das Reformationsjubiläum gefeiert. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Festgottesdienst in der Stadtkirche / Verena Wilhelm setzt Predigt tänzerisch um

Calw. Es ist durchaus ein Wagnis. Und das im Festgottesdienst zum 500-jährigen Reformationsjubiläum am Dienstag, 31. Oktober, ab 10 Uhr in der Stadtkirche. "Es wird vielleicht nicht jedem gefallen", sagt Dekan Erich Hartmann. Er und die Gesamtkirchengemeinde Calw zeigen auf jeden Fall den Mut, die Tänzerin Verena Wilhelm vom Staatsballett Stuttgart auftreten zu lassen.

Zehn Jahre haben sich die evangelischen Christen auf dieses Fest vorbereitet. Die Reformation ist nun mal, so Hartmann, ein Jahrhundertereignis, das die Weltgeschichte verändert hat. Anlässlich des Jubiläums ist der Reformationstag einmalig gesetzlicher Feiertag und damit für Hartmann ein Anlass mitzumachen.

Die vier Soli Martin Luthers werden im Mittelpunkt der Predigt stehen. Diese wiederum teilen sich in Dialogform Dekan Hartmann, Stadpfarrer Dieter Raschko, Walter Hummel von der Bergkirchengemeinde auf dem Wimberg und Albrecht Fetzer von der Versöhnungskirchengemeinde Heumaden. Allen Chöre der drei Gemeinden sowie der Kammersinfonie obliegt die musikalische Gestaltung

Ablasshandel und Papsttum kritisiert

Martin Luther kritisiert die kirchlichen Traditionen, den Ablasshandel, das Papsttum und die Missstände des Priestertums. Für ihn gelten die vier Soli: Allein die Schrift – nicht die kirchlichen Traditionen; allein Christus – nicht die Kirche, nicht die Heiligen, nicht Maria; allein die Gnade – ohne Gegenleistung, nicht durch des Menschen eigene Güte; allein der Glaube – nicht durch gute Werke.

Blick nicht nur zurückrichten

Mit dem Reformationstag 2017 erreicht das Lutherjahr seinen Höhepunkt. Für Hartmann darf sich dabei der Blick nicht allein in die Geschichte richten. Was heißt Reformation heute? Wie sieht die Zukunft aus? Was bewegt die Menschen? Mit diesen Fragen muss sich die Kirche aus Hartmanns Sicht beschäftigen.

Es sei schmerzlich, dass Protestanten und Katholiken noch immer nicht gemeinsam das Abendmahl feiern können. Für Hartmann im Grunde ein Skandal. Die evangelische Kirche lade alle zum Abendmahl ein. Wenigstens eine gegenseitige Gastfreundschaft sollte gewährt werden.

Andererseits "müssen wir als Christen mit einer Stimme sprechen", so der evangelische Dekan, "wir dürfen uns nicht auseinanderdividieren lassen. Ihn freut, dass die Adventisten und die neuapostolische Gemeinde in Calw die Einladung zum Festgottesdienst angenommen haben.

Darüber hinaus finden in der Stadtkirche zwei kirchenmusikalische Veranstaltungen statt. Am Sonntag, 29. Oktober, beginnt um 19 Uhr ein Konzert für Vokalsolisten, Chor und Orchester. Jeanette Bühler (Sopran), Petra Koschatzky (Alt), Jo Holzwarth (Tenor), Richard Logiewa (Bass), Calwer Kantorei, Kantatenchor und Kammersinfonie Calw spielen Werke von Johann Sebastian Bach und Franz Schubert.