Karl Braig (Zweiter von rechts) nach seiner Entlassung aus des Haft in Rottenburg. Foto: Dold

Gleich nach Prozess in Würzburg zur Befreiung des Amflora-Ackers in Meck-Pomm.

Calw-Stammheim/Würzburg - Der 55-jährige Berater für Erneuerbare Energien und Bioladengründer Karl Braig aus Stammheim wurde gestern vom Landesgericht in Würzburg zu einer Geldstrafe in Höhe von 42 Tagessätzen à 30 Euro verurteilt.

Im Sommer 2008 hatte er in Kizingen bei Würzburg Felder von dem mittlerweile verbotenen MON 810 Mais "befreit". Für heute hat er mit weiteren Mitstreitern angekündigt, die Gen-Kartoffeln auf einem Acker in Mecklenburg-Vorpommern ordnungsmäßig zu entsorgen.

Notstand, der ihn zum Handeln motiviert

Der Akteur, der sich schon in den 80er-Jahren mit gewaltfreien Aktionen gegen die Stationierung von Atomwaffen in Mutlangen bei Schwäbisch Gmünd gewehrt hat, sieht zum Erhalt einer gentechnikfreien Landwirtschaft kein anderes Mittel mehr, als Felder von Hand zu befreien. "Gentechnisch verändertes Material kreuzt sich aus, man kann es nicht mehr zurückholen.

Weder die Politik, noch die Gerichte, die die Gefahr von Gentechnik mittlerweile anerkannt haben, beenden diesen Versuch, bei dem Menschen und Tiere als Versuchskaninchen herhalten müssen", so Braig zu seinen Beweggründen. Er sieht hier einen Notstand, der ihn zum Handeln motiviert. Dass er, wie auch schon in erster Instanz, gestern verurteilt wurde, empfindet er als Unrecht.

Werben für gentechnikfreie Landwirtschaft

Der Feldbefreier will nach eigenem Bekunden nicht zerstören. Das liege nicht in seinem Naturell. Er ist mit vielen Mitstreitern 2008 mit einem Traktor und tausenden ökologisch gezüchteten Maispflanzen vom Europaparlament in Straßburg zur Feldbefreiungsaktion in Kitzingen gefahren. Mit "Trek for Nature" warb er an verschiedenen Orten für eine bäuerliche und gentechnikfreie Landwirtschaft. Für Braig und die anderen gibt es kein Nebeneinander von Gentechnik und nachhaltiger Landwirtschaft. Deswegen wurden die Genmaipflanzen von den Feldbefreiern mit denen aus Straßburg ausgetauscht.

"Ich wünsche mir, dass Gerichte endlich den Mut finden und uns freisprechen. Den Mais, den wir entfernt haben, hat Landwirtschaftsministerin Aigner im Frühjahr 2009 verboten, es gibt keine Grund mehr uns zu verurteilen", so Braig.

Abschrecken lässt er sich jedenfalls nicht. Im Oktober 2009 saß er in Rottenburg schon eine zweiwöchige Strafe wegen einer Feldbefreiung im Oderbruch 2007 ab, denn er ist nicht bereit, für eine Aktion Geld zu bezahlen, die er für rechtens empfindet. Auch dass vergangene Woche die sechsmonatigen Strafe des Feldbefreiers Jörg Bergstedt vom Landesgericht in Frankfurt bestätigt wurde, obwohl klare Verfahrensfehler zu bemängeln waren, hält ihn nicht davon ab, gleich heute wieder ein Feld zu befreien. Er ist gleich nach der Urteilsverkündung von Würzburg aus zur öffentlichen Feldbefreiung des BASF-Amflora-Feldes bei Zepkow in Mecklenburg-Vorpommern gefahren.