Ziemlich steil: die Waldstraße vor allem aus Richtung Hirsau. Von dort können keine Lkw herauffahren. Foto: Hölle

Sanierungsplan für Altablagerungen im Tälesbach zugestimmt. Kosten: fast neun Millionen Euro.

Calw - Eine Wahl hatte der Calwer Gemeinderat nicht wirklich. Er musste in seiner jüngsten Sitzung dem Sanierungsplan für die Altablagerungen im Tälesbach zustimmen. Sonst hätte das Landratsamt die Sanierung einfach angeordnet.

"Der Landkreis nimmt das Problem sehr ernst", betonte vor der Abstimmung im Gremium Landrat-Stellvertreterin Claudia Stöckle. Eigentlich hätte der Sanierungsplan schon zum Jahresende vorliegen müssen. Weil OB Manfred Dunst aber eine offene Diskussion gewollt habe, sei die Frist bis zum 30. April verlängert worden. Und jetzt könne es keinen Aufschub mehr geben. Es müsse nämlich dringend gehandelt werden.

Wie das getan werden soll, hatte zuvor Michael Reinhardt von der Arcadis Deutschland GmbH aus Karlsruhe erläutert, die den Plan erstellt hat. Die Ausgangslage ist bekannt: Auf beiden Seiten des Tälesbaches gibt es zwei 30 bis 40 Meter hohe Altablagerungen von Bahn und Stadt, die rutschungsgefährdet sind. Mit Erdstützkörperrn sollen den treibenden Kräften haltende entgegengesetzt werden. 500 000 Kubikmeter Material werden dazu benötigt, das von der Großbaustelle Stuttgart 21 kommen könnte. Und das, so betonte Reinhardt, ist über die Schiene nicht möglich, weil das sechs Millionen Euro zusätzlich kosten würde.

Bleibt seiner Meinung nach nur die Straße. Aber auf keinen Fall die Eduard-Conz- und die Hindenburgstraße, weil diese viel zu eng sind. Und auch nicht der Waldweg von Hirsau aus, weil es hier zu steil ist. Die Anfahrt von oben von Althengstett herab zur Deponie sei zwar auch nicht optimal, betonte der Experte. Aber sie sei machbar, wenn die Straße ertüchtigt wird.

Ungefähr sieben Jahre dürfte es dauern, bis die Sanierung beendet sei. Etwa 8,8 Millionen Euro dürfte alles kosten. Die Hälfte müsse Calw übernehmen. Allerdings sei auch mit Zuschüssen und Rückvergütungen für das Auffüllmaterial zu rechnen. Der Anteil, den die Stadt übernehmen müsse, liege im schlechtesten Fall bei 720 000 Euro, im besten könnte sogar ein Plus von 400 000 Euro herauskommen.

"Uns bleibt gar keine andere Wahl", betonte in der Diskussion der Sprecher der Freien Wähler im Gemeinderat, Dieter Kömpf. "Wir müssen heute zu Potte kommen", pflichtete ihm sein CDU-Kollege Manfred Füssinger zu. Die Anfahrtsproblematik bewege die Bürger natürlich. Aber es bleibe halt nur die Waldstraße übrig. Und nachdem es von unten nicht geht, müsse das Material eben von oben herangefahren werden. "Deswegen sollten wir Gespräche mit Althengstett aufnehmen", merkte SPD-Sprecher Hugo Bott an. "Wir brauchen eine gute Lösung für die Bürger der Stadt und auch für die der Umgebung."

Die Sanierungsmaßnahme wird wegen der finanziellen Größenordnung jetzt europaweit ausgeschrieben. "Und wenn das dann ergibt, dass der Bahntransport nur 10 000 Euro teurer wäre, hätten wir dann die Möglichkeit, uns für dieses zu entscheiden", wollte Hans Necker von der Neuen Liste wissen. "Im Prinzip ja", antwortete OB Manfred Dunst. Aber hier gehe es ja um Mehrkosten von etwa sechs Millionen Euro.