Foto: Schwarzwälder-Bote

Es ist Halbzeit. Ralf Eggert hat die erste Hälfte seiner achtjährigen

Es ist Halbzeit. Ralf Eggert hat die erste Hälfte seiner achtjährigen Amtszeit hinter sich gebracht. Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Bilanz des Calwer Oberbürgermeister ist – auch wenn das viele nicht wahr haben wollen – gar nicht so schlecht.

Dabei war der Start für ihn alles andere als leicht. Kaum im Amt, musste sich Eggert mit den immens gestiegenen Kosten bei der Abwasserkonzeption Holzbronn-Liebelsberg herumschlagen. Was für ihn spricht: Er hat sich der Problematik gestellt und die Verantwortung, dass da plötzlich 16 statt neun Millionen Euro Ausgaben im Raum standen – mittlerweile geht das auf 20 Millionen Euro zu – nie einem anderen und schon gar nicht seinem Vorgänger anlasten wollen. Obwohl es Manfred Dust war, der, getrieben von großzügigen Zuschussversprechungen, ohne ausreichendes Controlling in dieses Projekt eingestiegen ist.

Selbst zu verantworten hat Eggert aber die Fehleinschätzung bei der von ihm vorangetriebenen Ansiedlung von H&M. Die eindeutigen Warnsignale des Denkmalschutzes hat er falsch eingeschätzt. Mit dem Ergebnis, dass das schwedische Textilhandelsunternehmen, für den der Garten der ehemaligen Musikschule in der Lederstraße überbaut und das Gebäude selbst total umgestaltet werden sollte, sein Interesse an Calw verloren hat. Seinerzeit wurde aber auch immer argumentiert, dass H&M ansonsten nach Nagold geht. Dort hat sich ebenfalls noch nichts getan.

Ansonsten hat Eggert angesichts der desolaten Finanzlage der Stadt und der vor seiner Amtsübernahme auf den Weg gebrachten Maßnahmen wie Walter-Lindner-Sporthalle, Kinderhaus Heumaden, Sanierung des Kindergartens Schulgasse und neuer Bauhof bisher selbst nicht viel gestalten können. Aber er hat hier überall seine Handschrift erkennen lassen. Schnell mit der Erkenntnis ausgestattet, dass ein Calwer Oberbürgermeister stets ans Geld denken muss, hat er bei diesen Projekten erfolgreich nach Einsparungsmöglichkeiten gesucht.

Wie das jetzt auch bei der Rathaussanierung der Fall ist, die sich deswegen auf einem guten Weg befindet. 2017, also zwei Jahre vor Ablauf von Eggerts Amtszeit, dürfte diese Aufgabe abgearbeitet sein. Der OB verspricht sich viel davon. Er weiß: Der Marktplatz und mit diesem auch die Bad- und die Altburger Straße bedürfen dringend einer Belebung. Ein Rathaus mit genügend Publikumsverkehr und ein angeschlossener Gastronomiebetrieb, an den er ebenfalls denkt, könnten Garanten dafür sein, dass das funktioniert.

Und wenn auch der Tunnel kommt, an den Eggert fest glaubt, würden sich für die städtische Entwicklung noch ganz neue Möglichkeiten auftun. Da ist es nur folgerichtig, dass der Calwer OB jetzt schon eine zweite Amtszeit in Erwägung zieht.

Bis dahin wird natürlich noch viel Wasser die Nagold hinabfließen. Eggert hat – siehe oben – gerade einmal die Hälfte seiner achtjährigen Amtszeit hinter sich gebracht. Und er müsste auch erst einmal wiedergewählt werden. Wenn es so käme, wäre er als Oberbürgermeister der Erste nach Karl-Heinz Lehmann, der in mehr als eine Amtszeit geht. Herbert Karl und Werner Spec haben das aus unterschiedlichen Gründen erst gar nicht versucht. Manfred Dunst auch nicht – er wollte sich diesen schwierigen Job dann doch nicht mehr länger antun. Eggert will das offensichtlich schon. Er stünde dann für Kontinuität. Und so etwas war in der Kommunalpolitik noch nie von Schaden.