Kunst in ihrer ganzen Vielfalt präsentieren (von links) Dieter Raschko, Lothar Hudy, Charly Heim, Brigitte Radermayr (vorne), Wolf-Stefan Reiser (hinten), Agnes Haffner, Klaus Kugler, Rainer Günther, Erika Koch und Brigitte Neufeldt. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Aussteller erläutern den zahlreichen Besuchern in Stadtkirche ihre Werke / Beitrag zum besseren Verständnis

Von Andrea Fisel

Calw. Ein Bild oder eine Skulptur, eine literarische Schöpfung oder eine musikalische Komposition als Kunst zu bezeichnen, kann nicht nur der Künstler selbst. Erst bei der Darbietung, der Zur-Schau-Stellung des jeweiligen Werkes, vielmehr noch in der subjektiven Wahrnehmung des Betrachters bestätigt sich diese Einschätzung.

Dieses individuelle Empfinden von Kunst wurde denn auch zahlreichen Besuchern bei der Veranstaltung "Künstlergespräch – Vorstellung der Werke" in der Stadtkirche im Rahmen der Ausstellung "Kunst und Kirche" zuteil. So mannigfaltig sich dort die Kunstwerke präsentieren, so unterschiedlich zeigten sich auch die Künstler bei der Vorstellung ihrer Schöpfungen: einmal kurz und bündig, ohne detaillierte Schilderungen, ein andermal ausführlich, mit viel persönlichem Erleben; hier keine endgültigen Definitionen, mit viel Freiraum für eigene Fantasie, dort eine klare Beschreibung der Arbeitsweise, die dem Betrachter mehr Verständnis der Arbeit ermöglichen.

"Wir haben hier richtig gute Kunst auf einem Haufen versammelt", stellte Pfarrer Dieter Raschko fest. Mit eingeschlossen hatte er in diese Fülle die Musikbeiträge von Agnes Haffner (Querflöte) und Charly Heim (Klarinette).

"Für meine Skulpturen genügen mir meist zwei bis drei Teile, um eine Geschichte zu konstruieren", verriet Lothar Hudy aus Calw über seine Schweißarbeiten. Neues wolle er aus Weggeworfenem entstehen lassen und dabei Gedanken über Krieg und Gewalt, Heimat und Heimatlosigkeit, göttliche Bestimmung und menschliches Wirken einfließen lassen.

Mit dicht beieinander stehenden Skulpturen aus massiven Douglasienstämmen präsentierte Rainer Günther seine künstlerischen Eingebungen: "Sie stehen im Dialog zueinander und der Betrachter soll dies auch nachvollziehen können." Er arbeite oft mit Kontrasten, sei es bei Arbeitsweise, Ausdrucksform oder Sinngebung.

Menschliche Schicksale, Zerstörung oder Hoffnung spielen in den mehrschichtigen Acryl-Collagen von Erika Koch eine Rolle. "In meinem Bild ›Anbruch des Tages‹ habe ich meine Gedanken einfließen lassen, wie unterschiedlich doch Menschen ihren Tag beginnen", so die Kunststudentin aus Bad Liebenzell.

Sowohl autobiografische Elemente als auch literarische Themen oder biblische Überlieferungen prägen die Kupferstich-Radierungen von Klaus Kugler aus Simmozheim.

Seine Erfahrungen: "Manches sieht der Betrachter erst aus nächster Nähe, anderes lässt ihn förmlich zurückschrecken."

Inhalte wie Naturereignisse, Katastrophen und Tod zögen sich durch ihr ganzes Schaffen, offenbarte Brigitte Neufeld aus Bad Liebenzell: "Ich habe mich viel mit jüdischer Literatur, Geschichte und Kultur beschäftigt und anschließend visuell umgesetzt."

Brigitte Radermayr fasste ihre experimentellen Bilder unter dem Titel "Entstehen – Vergehen" zusammen. "Doch erst, wenn Sie ihre eigenen Eindrücke dazu tun, kann es ein Ganzes werden", legte die Künstlerin aus Bad Liebenzell den Besuchern nahe.

"Wie sehe ich aus? Was könnte aus mir werden?", schien so mancher Stein seinen Bearbeiter zu fragen. So jedenfalls empfand Wolf-Stefan Reiser, wenn er vor seinen Reststücken aus Tessiner Marmor stand und sich von deren Form inspirieren ließ. "Das Wesentliche ist für mich der Prozess, der mich steuert", gestand der Steinbildhauer aus Bad Teinach-Zavelstein.