Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Fuchtel (rechts) lässt sich von Stadtapotheke-Chef Thomas Fein erklären, wie man ein Medikament bestellt. Foto: Geideck

CDU-Politiker befürchtet Aussterben der Apotheken vor Ort. Kommen Rezeptsammelstellen?

Calw - Das Apothekensterben hält an: Pro Monat schließen in Deutschland mehr als ein Dutzend der Geschäfte mit dem roten A. Auch im Kreis Calw ist die Zahl der Apotheken in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Ein Grund dafür ist die Online-Apotheke. Der will der Altensteiger Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Fuchtel (CDU) nach der Wahl auf die Pelle rücken.

"Außer der CDU sind alle Parteien für die Online-Versorgung", sagt Fuchtel bei seinem Besuch in der Calwer Stadtapotheke. Deren Chef Thomas Fein bestätigt: "Die CDU ist die einzige Partei, die uns unterstützt."

Versandgeschäft boomt

Hintergrund: Das Arznei-Versandgeschäft boomt. Laut "Deutscher Apotheken-Zeitung" ist etwa bei der Shop Apotheke Europe der Online-Handel allein im ersten Halbjahr in Deutschland um 31 Prozent gewachsen. Bis Jahresende erwarte das Unternehmen einen Umsatzzuwachs zwischen 45 Prozent und 55 Prozent. Bei anderen Anbietern sieht der Trend ähnlich aus – weil die Online-Apotheker in der Regel günstiger sind als die Apotheke vor Ort. Dafür bietet sie keine kostenlose Beratung im direkten Gespräch.

"Was man beim Preis gut macht, wirkt sich beim Service negativ aus", warnt Fuchtel. Er will das Thema in der kommenden Legislaturperiode auf die Agenda setzen. Bislang habe sich die SPD als Koalitionspartner dagegen gesträubt, da für sie laut Fuchtel eine möglichst günstige Versorgung im Vordergrund stehe. Das sei aus Sicht des CDU-Bundestagsabgeordneten aber zu kurz gedacht, denn: "Wenn die Online-Apotheke den Markt dominiert, wird sie auch ihre Preispolitik dominierend gestalten."

Dass der Online-Handel gerade im ländlichen Raum seine Spuren hinterlässt, kann der Calwer Apotheken-Inhaber Fein schon heute absehen. "Wir merken den steigenden Anteil des Versandhandels", sagt er und warnt: "Wir werden so die flächendeckende Versorgung nicht mehr halten können." Eine Apotheke generiere ihre Umsätze schließlich hauptsächlich mit Medikamenten für chronische Krankheiten. "Von der Akut-Versorgung kann keine Apotheke leben", betont der Chef der Calwer Stadtapotheke. Auch die Online-Apotheke lebt von der Arznei für chronische Krankheiten. Bei der Shop Apotheke Europe etwa entfallen auf das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Produkten lediglich zwei bis drei Prozent. Umso wichtiger, zeigt Fein auf, ist für die Bevölkerung die schnelle Versorgung mit Akut-Medikamenten.

Kommen Rezeptsammelstellen?

Bei seinem Besuch in der Calwer Stadtapotheke erinnert Fuchtel an die Situation in Enzklösterle. Dort gibt es seit geraumer Zeit keinen Hausarzt, was die Existenz der Apotheke gefährde. "Ohne Arzt wird es auch für die Apotheke schwer. Da hängt eins am anderen", meint Fuchtel und verspricht: "Ich will, dass man da auf allen Ebenen versucht, etwas zu machen."

Der in Eutingen aufgewachsene Altensteiger will sogar noch einen Schritt weiter gehen. Seine Idee: Rezeptsammelstellen – wie es sie noch zu seinen Kindheitstagen in Eutingen gegeben habe. Und da Fuchtel derzeit bei seiner Wahlkampf-Tour ohnehin das drohende Sterben der Gasthäuser in seinem Wahlkreis Calw/Freudenstadt in den Fokus rückt, will er beide Projekte miteinander kombinieren. Das bedeutet: Rezeptsammelstellen in Gasthäusern, die zu Treffpunkten werden. "Das stärkt die Kommunikation und wir holen die Leute aus der Anonymität heraus", so Fuchtels Idee.

Fest steht für den Christdemokraten: Für seine Ideen brauche er die Unterstützung der Apotheker. "Bei diesem Thema stehe ich alleine da. Aber das tue ich gerne, wenn ich weiß, dass es richtig ist", meint Fuchtel und unterstreicht: "Es darf keine Gesundheitspolitik zu Lasten des ländlichen Raums geben. Man kann da mit einer Entscheidung ganze Strukturen vernichten. Das darf nicht passieren." Zumindest die Unterstützung von Thomas Fein scheint gewiss. Der freut sich über Fuchtels Kritik an der Online-Apotheke: "Eine so klare Aussage haben wir noch nie bekommen."