Karl-Joseph Kuschel liest im Hesse-Museum aus seinem neusten Buch über Theodor Heuss. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Philosoph Karl-Joseph Kuschel liest aus seinem neuesten Buch über Theodor Heuss

Calw. Am Donnerstag, 4. September, findet im Hesse-Museum eine Lesung des Philosophen Karl-Joseph Kuschel statt. Er trägt aus seinem neuesten Buch über Theodor Heuss und das Judentum im Rahmen der derzeit gezeigten Sonderausstellung "Theodor Heuss. Der schreibende Präsident" vor, die derzeit im Hesse-Museum gezeigt wird. Gefördert wird diese literarische Veranstaltung vom "Literaturland Baden-Württemberg".

Theodor Heuss: Das war nach Kuschels Überzeugung der Bundespräsident, der es den Deutschen nicht bequem machen wollte. Er hat dessen Engagement für den christlich-jüdischen Dialog analysiert – mit drei Schlüsselreden von Theodor Heuss.

Über Theodor Heuss (1884 – 1963), den ersten Bundespräsidenten, den Politiker, den Publizisten, ist, so der Autor, fast alles schon gesagt. Doch ein Aspekt, eine Dimension seines Lebens und Wirkens ist bislang beinahe unbeachtet geblieben: sein einzigartig freundschaftliches Verhältnis zu vielen jüdischen Zeitgenossen, zum Judentum überhaupt – und insbesondere sein Engagement um eine wahrhaftige Erinnerungskultur, für eine "Wiedergutmachung" der Verbrechen am jüdischen Volk und die Aussöhnung mit Israel.

Heuss ist für Kuschel der Mann, der früh nach dem Krieg das Wort von einer "Kollektivscham" der Deutschen zu prägen wagte und damit vehement gegen die Rede von einer "Kollektivschuld" stritt wie auch gegen diejenigen, die schon einen "Schlussstrich" unter die Vergangenheit ziehen wollten. Beiden Parteien wollte er es "bequem" nicht machen. Im Gegenteil: Heuss forderte für die Deutschen (und durchaus selbstkritisch auch für sich) einen "schweren Weg der Selbstreinigung", weil ihm das wahrhaftige Eingedenken der Vergangenheit die Grundvoraussetzung für die Gewinnung einer glaubwürdigen demokratischen Zukunft war.

Die 50. Wiederkehr des Todestages am 12. Dezember 2013 und der 130. Geburtstag am 31. Januar 2014 war für Kuschel ein würdiger Anlass für sein Buch.

Karl-Josef Kuschel wurde 1948 in Oberhausen/Rheinland geboren, ist emeritierter Professor an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen, lehrte Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs, lebt in Tübingen. Zahlreiche Publikationen erschienen von ihm. Bei Klöpfer & Meyer beispielsweise 2008 der Band "Zeitzeichen. Vierzig Analysen zu Kultur, Politik und Religion", 2009, zusammen mit Tilman Rösch und Wilfried Setzler: "›Mein Geist ins unbekannte Land ...‹ Dichter und Denker auf Tübinger Friedhöfen". Zuletzt 2011, hat er zusammen mit Helmut Zwanger herausgegeben: "Gottesgedichte. Ein Lesebuch zur deutschen Lyrik nach 1945".