"Frauen an den Brand-Herd" steht auf dem Plakat der Feuerwehr geschrieben. Mit der Kampagne werben Stadtbrandmeister Dirk Patzelt, Feuerwehrfrau Sarah Jeikowski und der 17-jährige Claudius Baldauf von der Jugendfeuerwehr (von rechts) in der Lederstraße für neue Mitglieder. Foto: Hennings

Frauen sollen an Brand-Herd gelockt werden. Bislang fast nur Männer aktiv. Infostand auf Krämermarkt.

Calw - 199 Einsatzkräfte zählt die Calwer Feuerwehr in allen Abteilungen. Der Anteil von Frauen ist mit neun Mitgliedern verschwindend gering. Das soll sich ändern: Mit gezielten Werbeaktionen möchte die Wehr vor allem weiblichen Nachwuchs gewinnen.

Erstmals überhaupt war die Freiwillige Feuerwehr am Mittwoch auf dem Calwer Krämermarkt mit einem Stand vertreten. "Wir wollen neue Wege gehen, um Mitglieder zu finden", sagt Stadtbrandmeister Dirk Patzelt. Mit seinen Kameraden sprach er Passanten an und gab Interessierten Auskunft. "Frauen an den Brand-Herd" lautete das Motto, das großgeschrieben auf Plakaten stand.

Dass die Feuerwehr eine Männerdomäne ist, möchte Patzelt gerne ändern. Dass hat ganz praktische Gründe: Zum einen gingen die meisten Frauen zwar arbeiten. Tagsüber seien sie teils aber häufiger zu Hause als Männer. Patzelt verspricht sich daher im Ernstfall eine bessere Verfügbarkeit.

Zum anderen leisten Frauen eben richtig gute Arbeit, so auch die Erfahrung von Feuerwehrmann Tobias Weissenmayer: "In manchen Bereichen bessere als ihre männlichen Kameraden."

Dass Handlungsbedarf besteht, zeigt die Tatsache, dass es in der Calwer Abteilung mit Sarah Jeikowski nur eine Frau gibt. Die 18-Jährige ist seit eineinhalb Jahren bei den Aktiven und darf seit kurzem mit zu Einsätzen. Zuvor war sie vier Jahre lang bei der Jugendfeuerwehr. "Es ist ein besonderes Gefühl, wenn der Melder losgeht. Von Null auf 100 hat man sofort Action", beschreibt sie euphorisch.

Natürlich freut sich die Wehr über weitere männliche Unterstützung, auch mit Migrationshintergrund. So nehmen in den nächsten Wochen vier türkische Mitbürger am Übungsdienst teil. Möchten diese dann dabeibleiben, könnten sie – wie üblich – ein Jahr auf Probe mitwirken, bevor sie fest übernommen werden könnten.

Um der Feuerwehr beizutreten, bedarf es einem fitten Körper und Geist. "Bei Zimmerbränden herrschen 800 bis 1200 Grad. Bei dieser Belastung muss auch der Geist mitspielen", erklärt Patzelt. Besonders wichtig ist ihm, dass die Kameraden teamfähig sind. "Deshalb gibt es auch die Probezeit. Mit Einzelkämpfern können wir nichts anfangen."

Um auch jüngeren Nachwuchs zu generieren, möchte die Calwer Feuerwehr mit einem Stand in der Salzgasse informieren. "Dort versuchen wir die Schüler zu erreichen. Die Feuerwehr muss auch morgen noch für Sicherheit sorgen können", sagt Patzelt.

Wenn in einzelnen Abteilungen fünf oder sechs Aktive altershalber aufhören, gäbe es Probleme, befürchtet der Stadtbrandmeister. Um dem langfristig entgegenzuwirken, strebt man für Mitte 2015 die Gründung einer Kinderabteilung als Vorstufe zur Jugendfeuerwehr an.

"Momentan stagniert die Mitgliederentwicklung. Und damit ein Rückgang gar nicht erst entsteht, machen wir diese Aktionen", so Patzelt. Auf den nächsten Krämermärkten und dem Weihnachtsmarkt wird die Wehr daher wieder vertreten sein.