Geschlossen werden der Bildermarkt im Kaufland in Calw und das Fotostudio in Nagold. Foto: Fritsch/Verstl

Altershalber hört Friedrich Wirth mit 78 auf. Bildermarkt im Kaufland und Studio in Nagold schließen.

Calw - Foto Wirth wird es bald nicht mehr geben. Bis Ende des Jahres schließen der Bildermarkt im Calwer Kaufland und das Studio in Nagold. Dann ist das Unternehmen Geschichte.

Altershalber hört Friedrich Wirth auf. Er ist jetzt 78 Jahre alt. Es war 1963, als er sein eigenes Fotofachgeschäft gegründet hat. In den mehr als fünf Jahrzehnten hat er eine Vielzahl technischer Neuerungen und Marktveränderungen erlebt.

Foto Wirth – das war ein richtig Großer in der Branche, gehörte vor rund 15 Jahren zu den TOP 100 der Fachgeschäfte in Deutschland. Im Handel und in den Studios waren an den vier Standorten Calw, Nagold, Herrenberg und Ettlingen rund 40 Mitarbeiter beschäftigt.

Rund 60 Jahre ist Friedrich Wirth jetzt selbst in der Branche tätig. Mit 17 Jahren hat der gebürtige Unterfranke eine Lehre in einer Fotodrogerie begonnen. Wanderjahre führten ihn nach Iserlohn, Hannoversch Münden über Herrenberg und Stuttgart nach Calw. Allein was der Fotografenmeister in diesen sechs Jahrzehnten an technischem Wandel erlebt hat, lässt sich schwer aufzählen. Super 8, Video, Spiegelreflex und Sofortbild sind nur einige dieser Wegmarken.

Und dann kam um die Jahrtausendwende die Digitalisierung. Der Film war Geschichte. Auf der Basis einer hoch entwickelten Gerätetechnik wurden Bildbearbeitungen am PC möglich. Fotografiert werde heute in einem nie gekannten Ausmaß, die Bilder weltweit ins Netz gestellt. Das führe, so Wirth zu mehr Informationen, erhöhe aber auch die Gefahr der Manipulation.

Was den Markt anbelangt haben die Fotofachgeschäfte, wie viele andere Branchen des Einzelhandels auch, das Internet zu spüren bekommen. Viele potenzielle Kunden ließen sich die Geräte im Fachgeschäft ausführlich zeigen – und bestellten dann billiger beim Internet-Händler. Insgesamt sei der Beratungsbedarf gestiegen, auch bei Kunden, die letztlich bei Wirth gekauft haben. So schmolzen die Margen dahin.

Das hat bei Wirth, wie bei anderen Einzelhändlern auch, zu Konsequenzen geführt. Die von Sohn Thomas und Jens Bartmann geführte Handels GmbH 2008 wurde aufgelöst. Filialen machten fortan nach Friedrich Wirths Ansicht keinen Sinn mehr. Chancen, um sich gegen das Internet zu behaupten, habe das vom Inhaber geführte Geschäft. Diesen Weg haben Thomas Wirth, der die frühere Filiale Ettlingen übernommen hat, und Jens Bartmann, der ins elterliche Geschäft nach Kornwestheim zurückgekehrt ist, bislang erfolgreich beschritten.

Nach 2008 verlegte sich Wirth auf die Dienstleistungen, sprich auf seine Studios. Dieser Umstieg habe sich als richtig erwiesen. Das Calwer Studio wurde schon vor einiger Zeit an Madeleine Gulyas verkauft. Nun also schließen Bildermarkt in Calw und das Nagolder Studio.

Wirth beschäftigt heute weniger als zehn Mitarbeiter. Für den Azubi ist ein Platz gefunden, damit er seine Lehre zu Ende bringen kann. Auch die anderen Mitarbeiter dürften, so Wirth, einen Arbeitsplatz finden. Es gibt eine Abfindung und wer bis zum Schluss bleibt, bekommt eine Prämie.

Nun will Friedrich Wirth Zeit für seine Hobbys finden: Alpinski, Golf, Musik und Garten. Und er will Zeit haben für seinen Freundeskreis. Nicht zuletzt wartet Arbeit im Archiv und mit seiner Kamerasammlung auf ihn. "Und jeder Tag beginnt strukturiert mit dem Studium der Politik und Wirtschaft im Schwarzwälder Boten", erzählt er im Gespräch mit unserer Zeitung