"Die Feuerwehr in Calw und ich haben uns gesucht und gefunden": Stadtbrandmeister Dirk Patzelt zieht nach vier Monaten eine erste Bilanz. Foto: Stocker

Stadtbrandmeister Dirk Patzelt fördert und fordert Einsatzkräfte. Vorbeugender Brandschutz ausbaufähig.

Calw - Vor vier Monaten trat Dirk Patzelt seinen Dienst als Stadtbrandmeister in Calw an. Für die Einsatzkräfte aller Feuerwehr-Abteilungen ist die Handschrift des Gesamtkommandanten bereits sichtbar. Schon früh erkannte er nämlich das Entwicklungspotenzial.

Und das fordert und fördert der aus Nordrhein-Westfalen stammende Experte. So holt er sich beispielsweise bei den Einsätzen einen Führungsassistenten zur Seite. "Dessen Abwicklung des Funkverkehrs sowie die Organisation der vom Einsatzleiter gestarteten Maßnahmen vereinfacht das Abarbeiten einer Einsatzstelle", erklärt Patzelt.

Nicht nur dieses System sei von den Mannschaften gut angenommen worden. Effektivität ist die Prämisse des Stadtbrandmeisters und wirkt sich deshalb auch auf die Alarmierung aus, zumal die Identifikation der Brandschutzkräfte mit dem eigenen Ortsteil sehr ausgeprägt sei. Anders als bisher "werden die Abteilungen in ihren Orten nun sofort in die Technische Hilfeleistung eingebunden, da es aufgrund der Hilfsfrist nicht haltbar ist, an ihrem Magazin vorbei zu fahren", sagt er. Dazu verweist er auf Möglichkeiten, durch Beladungen von Löschfahrzeugen – beispielsweise bei einem Verkehrsunfall – Maßnahmen zu ergreifen, bevor der Rüstzug mit dem Vorausrüstwagen aus Calw und Rettungswagen eintreffen.

Parallel dazu erhebe eine Gruppe ehrenamtlicher Gerätewarte die Ausstattungen der jeweiligen Fahrzeuge. "Auf dieser Grundlage lässt sich der Zeitfaktor berechnen, den ein hauptamtlicher Gerätewart für die Überprüfung von Geräten benötigt", sagt Patzelt. Zudem fließen die Erkenntnisse in eine Fahrzeug-Konzeption, die der 50-Jährige in den Feuerwehr-Bedarfsplan einbringt. "Ganz bewusst soll mein Blick von außen bei manchen Aspekten zum Umdenken anregen", verweist er auf den überalterten Fahrzeugpark und die Fahrzeugtechnik. Unter anderem ein Einsatzleitwagen mit Kommunikationstechnik könne Entlastungen und Effizienz mit sich bringen. So hat er das Navigationsgerät seines Kommandowagens mit der Alarmierung durch die Leitstelle gekoppelt und lässt sich so zum Einsatzort lotsen.

Im Oktober startet der Stadtbrandmeister mit Aus- und Fortbildungen von Führungskräften in der 199-köpfigen Gesamtwehr. Gleichzeitig entsteht ein Konzept für die Nachwuchsgewinnung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Calwer Feuerwehr will sich unter anderem auf Märkten präsentieren. Zudem schwebt Patzelt eine Kinder-Feuerwehr vor.

Ein gänzlich neues Aufgabengebiet fand er im Bereich der Bauordnungsverfahren vor. "Es ist eine Herausforderung, im Bestand nach gültigen Vorschriften das Bestmögliche und für alle Machbare herauszuholen", sagt er in Hinblick auf vielseitigen Denkmalschutz in Calw. Darüber hinaus sieht er im vorbeugenden Brandschutz vor allem öffentlicher Einrichtungen Nachholbedarf. "In Nordrhein-Westfalen wird dieser wesentlich schärfer durchgesetzt", stellt er fest.

Nach und nach macht er sich mit der Infrastruktur sowie den Firmen vertraut. "Die Feuerwehr in Calw und ich haben uns gesucht und gefunden und die Familie meines Vorgängers hat mir das Ankommen sehr leicht gemacht", resümiert Patzelt seinen Start in der Hesse-Stadt.