Die Senderumstellung bei Unitymedia sorgt bei vielen Menschen für Verwirrung. Foto: dpa

Technische Umstellung des Programms bei Unitymedia sorgt für Frust. Bei Fachhandel stauen sich 500 Aufträge.

Kreis Calw - "Wo sind meine Fernsehsender?" Eine Frage, die sich viele Menschen seit einigen Tagen stellen – seit einer Umstellung des Kabelnetzbetreibers Unitymedia. Nicht zuletzt die Calmbacher Techniker von Alhaca sind seitdem im Dauereinsatz.

Und plötzlich sind die Kanäle ganz woanders: Eine Senderneuordnung bei Unitymedia sorgt derzeit unter anderem im Kreis Calw für Probleme. Der Pressesprecher des Kabelnetzbetreibers, Helge Buchheister, betont dagegen, dass "aus unserer Sicht die Umstellung technisch reibungslos verlaufen ist". Doch ist das wirklich so?

Eine Nachfrage bei Oliver Hauk, Geschäftsführer des Elektronikfachhandels Alhaca Oliver Haug GmbH in Calmbach, ergibt: So ganz scheint das nicht zu stimmen. "Mehr als 500 Aufträge sind bei uns offen, wir arbeiten von morgens um 7 Uhr bis spätabends", erklärt Hauk. Durch die Umstellung wurden viele Fernsehsender verschoben. Im Klartext: War beispielsweise ARD zuvor auf Sendeplatz eins, sei es nun vorgekommen, dass viele Menschen den Sender überhaupt nicht mehr finden. Ein Fall für den Techniker.

Wie hart diese derzeit arbeiten, verdeutlichen zwei Anekdoten. "Einerseits kann ich mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal zuhause zu Mittag gegessen habe. Und dass wir bis zur Erschöpfung arbeiten, merkt man auch daran, dass einer meiner Techniker bei einem Hausbesuch auf der Couch eingeschlafen ist. Er konnte die Augen einfach nicht mehr offen halten", erzählt Hauk.

Doch der Elektronikfachhändler betont, dass die Aufträge alle bearbeitet werden können. "Es kann jedoch noch bis zu vier Wochen dauern", sagt er. Grund dafür sei, dass ein Techniker pro Tag etwa zehn Aufträge bearbeiten könne. Bei drei Technikern die mehr als 500 Aufträge bewältigen müssen, eine Mammutaufgabe. Oftmals verbringe man auch deutlich mehr Zeit bei den Kunden, da dann noch weitere Fernsehgeräte eingestellt werden müssten, so Hauk.

Frustrierend ist für ihn, dass er viel vom Ärger der Kunden abbekommt, obwohl der Fachhändler gar nichts dafür kann. "Die Umstellung kommt von Unitymedia, wir helfen so schnell wie möglich." Doch hier gilt: Welche Aufträge zuerst bearbeitet werden, liegt nicht rein am Datum der Auftragserteilung. "Wir müssen die Aufträge in den verschiedenen Regionen bündeln, um effektiver arbeiten zu können", so der Geschäftsführer des Elektronikmarkts, den es mittlerweile in der dritten Generation gibt.

Für diejenigen, die einen Receiver vom Fernseher abkoppeln können, hat er auch noch einen Tipp: Dieser ist leicht zu transportieren und kann im Fachgeschäft umgestellt werden. Hauk hat wegen der vielen Aufträge übrigens sogar seinen Urlaub abgebrochen.

So weit die Situation. Doch was sagt Unitymedia dazu? Auf Anfrage unserer Zeitung erklärt Helge Buchheister, der Pressesprecher des Kabelnetzbetreibers: "Durch die Senderneuordnung entstehen für unsere Kunden zahlreiche Vorteile. Wir konnten jetzt neue Sender einspeisen, haben Platz für künftige Senderaufschaltungen geschaffen und können über das Kabelnetz von Unitymedia auch zukünftig eine Internet-Geschwindigkeit im Gbit/s-Bereich anbieten. Das alles ginge nicht ohne die Senderneuordnung und die vorangegangene Abschaltung des analogen TV-Signals."

Die Kunden seien im Vorfeld und frühzeitig über verschiedene Wege informiert worden, auch über Briefpost oder Informationen auf den Rechnungen. Darüber hinaus habe Unitymedia Laufbänder im Fernsehen geschaltet, Mailings versendet, mit der Presse eng zusammengearbeitet und auch Geschäftspartner sowie viele TV-Fachhändler informiert.

"Wer das Menü aufruft, gelangt relativ schnell zum Sendersuchlauf."

Weiter gab Buchheister mit auf den Weg: "Um Technikereinsätze zu vermeiden, sollte man am besten technisch versierte Nachbarn oder Verwandte wie beispielsweise die Enkel um Hilfe bitten." Zudem erhalte man im Handbuch des Fernsehers oder Empfangsgerätes Informationen zum Sendersuchlauf. Und: "Auf der Fernbedienung findet man in der Regel eine Taste namens Menü. Wer das Menü aufruft, gelangt relativ schnell zum Sendersuchlauf."

Für alle, die mit dem Gedanken spielen, sich bei einem Elektronikfachhändler Hilfe zu suchen, sei außerdem gesagt, dass "Kosten für Techniker, die in Eigenregie beauftragt werden, nicht übernommen werden. Die Konfiguration beim Kunden liegt nicht in unserem Verantwortungsbereich", so der Pressesprecher von Unitymedia. Erste Anlaufquelle für Kunden sei die Hotline des Unternehmens. Dort würden Mitarbeiter auch beim Sendersuchlauf helfen.

Das große Thema an der Hotline sei derzeit übrigens tatsächlich der Sendersuchlauf. Er stelle für viele Kunden eine Herausforderung dar.