Erwiesen sich als Meister ihres Fachs: Frieder Bernius und sein Stuttgarter Kammerchor. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzertreihe: Aureliuskirche platzt fast aus allen Nähten / Hochklassiges Programm

Calw-Hirsau. Mit so einem Besucherandrang hatten die Organisatoren der Konzertreihe Sankt Aurelius offensichtlich nicht rechnet. Denn der altehrwürdige Kirchenraum platzte am Sonntagabend aus allen Nähten. "Wir waren schon eineinhalb Stunden vor Beginn da und mussten zunächst eine halbe Stunde draußen warten. Der Einlass war auf 18 Uhr angesetzt, und wir wollten gute Plätze ergattern", berichtete Anne Wiedemann-Kanzleiter.

Reservierte Plätze

Obwohl sie dann bei den ersten sechs eingelassenen Besuchern war, stellte sie verblüfft fest, dass die besten Plätze bereits reserviert waren. Auch andere Konzertbesucher brachten darüber ihren Unmut zum Ausdruck. Sie empfanden diese Situation als unfair und regten deshalb jetzt im Gespräch mit unserer Zeitung einen regulären Vorverkauf ohne langes Anstehen an der Abendkasse an.

Mitorganisator Peter Schlang bedauerte die Enge, hielt jedoch in Anbetracht des besonderen Ereignisses Sankt Aurelius doch für den richtigen Rahmen. Die Konzertreihe gibt es jetzt seit 40 Jahren. Das soll entsprechend gefeiert werden.

Der altehrwürdige Raum war in gedämpftes Kerzenlicht getaucht und verbreitete eine wohltuende Atmosphäre. Es hatte sich herumgesprochen, dass die Verantwortlichen zum Auftakt der Feierlichkeiten den renommierten Stuttgarter Kammerchor, ein musikalisches Aushängeschild des Landes, verpflichtet hatten.

Und die Musikfans strömten in das stilvolle Gotteshaus. Denn der renommierte Chor aus professionellen jungen Sängern unter der Leitung von Frieder Bernius gilt als einer der besten Ensembles seiner Art. Auch das Programm versprach mit zwei musikalischen Leckerbissen ein besonderes Musikerlebnis.

Übersetzung hilft

Der erste Teil des Abends gehörte Carl Friedrich Christian Fasch (1736-1800), der eine aufwändige Messe für 16 Stimmen und "Continuo" komponiert hat. Exzellent verstanden es die rund 25 Sänger, begleitet von Sonntraud Engels-Benz an der Truhenorgel, unter der sicheren Stabführung des Altmeisters das Stück für die 16 Stimmen, drei Solisten und acht Tenöre mühelos erklingen zu lassen.

" Herr erbarme Dich, Christus erbarme Dich" wurde in lateinischer Sprache intoniert. Vielen Zuhörern war dabei die beigefügte Übersetzung hilfreich. Bei der ungewöhnlich vielseitigen Messe hielt sich Fasch nicht streng an die siebenfolgige Aufreihung der Stücke, wie sie die ursprüngliche Messe verlangt. Fasch befreite sich von der strengen Form und bekam dadurch mehr musikalische Möglichkeiten. "Diese Messe ging so richtig unter die Haut", sagte eine ältere Dame nach dem Konzert.

Auch das "Te Deum laudamus" von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), ein Doppelquartett mit zwei gemischten Chören und Orgel- begleitung, ist ein geistliches Werk, das mit strahlender Musik gebetsartig Gott und seine Größe besingt. Erstaunlich, wie die Stuttgarter Profis die barockanmutenden Klänge sensibel und überzeugend interpretierten und sich in die Herzen der Zuschauer sangen.

Die Zuhörer waren begeistert und dankten den Akteuren mit stehenden Ovationen. Das exzellente Konzert auf hohem Niveau wird den Calwer Musikfreunden sicher noch lange in Erinnerung bleiben.

Das nächste hochkarätige Konzert der Jubiläumsreihe findet am Sonntag, 2. April, in Sankt Aurelius statt. Das Marais-Consort Hamburg wird die Kompositionen Leçons de ténèbres und die "Klagelieder Jeremias" zum Erklingen bringen.