Foto: Schwarzwälder-Bote

Schon seit Wochen fiebern unsere Schüler auf die Sommerferien zu. Am

Schon seit Wochen fiebern unsere Schüler auf die Sommerferien zu. Am Mittwochmittag ist das Schuljahr vorbei und die großen Ferien beginnen. Doch zuvor gibt es wieder Zeugnisse!

Vor der Übergabe ist jeder aufgeregt. Selbst dann, wenn man die Noten schon kennt. Man weiß ja nie, ob es sich die Lehrer nicht doch noch einmal anders überlegt haben.

Zeugnisse sind etwas Besonderes. Auf dieser einen Seite Papier konzentriert sich die Leistung eines ganzen Jahres. Mit wenigen Zahlen scheint alles gesagt zu sein, was es über einen Schüler zu sagen gibt. Das hat Gewicht. Im Duden heißt es: Ein Zeugnis ist "eine zusammenfassende, urkundliche Beurteilung des Leistungsstands eines Schülers oder einer Schülerin".

Ja, die Leistung wird zusammengefasst und beurteilt. Mit Unterschrift und Dienstsiegel hat man es dann amtlich: sehr gut, befriedigend oder ungenügend. Wer jetzt an ein Gerichtsurteil denkt, liegt gar nicht falsch. Denn wortgeschichtlich betrachtet, ist das Wort "Zeugnis" eine Ableitung von "Zeuge". "Zeuge" bedeutete eigentlich "das Ziehen" und im besonderen Fall "das Ziehen vor Gericht". Wer vor Gericht gezogen wird, muss Zeugnis ablegen oder bekommt ein Zeugnis ausgestellt. Kein Wunder haben manche Erwachsene auch Jahrzehnte nach ihrer eigenen Schulzeit immer noch Beklemmungen, wenn sie an die Zeugnisübergabe denken – und an das, was dann zu Hause folgte!

Mit gutem Recht wird über den Sinn und Unsinn von Zeugnisnoten diskutiert. Trotzdem sind sie nach wie vor das, was bei uns gilt. Mich ermutigt die Erfahrung, dass ihre Aussagekraft bezüglich der Lebensperspektive eines Menschen nicht absolut ist. Andere Faktoren sind ebenso wichtig. Zum Beispiel, ob ein Mensch etwas entdeckt, das ihn fasziniert, für das er seine Gaben und seine Energie einsetzen kann. Ja, ob er seine Talente überhaupt entdeckt und entfalten kann. Ob er auf jemanden trifft, der ihm etwas zutraut und zu ihm hält. Noten sagen etwas über den aktuellen Leistungsstand in bestimmten Fächern aus.

Wir Menschen lassen uns aber nicht auf bestimmte Schulfächer reduzieren und bleiben auch nicht stehen, sondern können uns verändern, uns entwickeln. Manchmal müssen wir auch erst entdecken, was zu uns passt. Unterstützen wir unsere Kinder und Jugendlichen doch dabei, dass sie eine hoffnungsvolle Perspektive für ihr Leben entwickeln und die Gaben entdecken, die Gott ihnen geschenkt hat! Und haben wir Geduld, wenn sie dafür mehr Zeit brauchen als andere oder als wir uns das wünschen!