Moderator Jo Frühwirth (von links), Bärbel Mielich (Staatssekretärin im Sozialministerium), Landrat Helmut Riegger, Höfens Bürgermeister Holger Buchelt und Dekan Erich Hartmann sprachen über soziale Herausforderungen des ländlichen Raums. Foto: Diakonie Foto: Schwarzwälder-Bote

Diskussion: Staatssekretärin im Gespräch mit Diakonie und Politik über soziale Herausforderungen auf dem Land

Soziale Veränderungen und Probleme sind nicht nur ein Ding der Städte. Sie machen auch vor dem ländlichen Raum nicht halt. Doch wie kann man ihnen dort begegnen? Vertreter aus Politik und Sozialsektor machten sich in Calw-Hirsau auf die Suche nach Antworten.

Calw-Hirsau. Eingeladen hatte das forumDiakonie im Landkreis Calw. Zum Gespräch mit Staatssekretärin Bärbel Mielich kamen neben Landrat Helmut Riegger auch Bürgermeister, Gemeinderäte und Kirchenvertreter.

"Wenn ich etwas verwirklichen möchte, lässt sich Geld finden"

Zusammen mit den Bürgern möchte die Landesregierung auf die sozialen Veränderungen reagieren und die ländlichen Regionen fördern. Das Zauberwort aus dem Sozialministerium heißt "Quartiersentwicklung". Mielich erläuterte, wie wichtig bürgerschaftliches Engagement sei, um Quartiere in den Städten und Dörfer auf dem Land mit Leben zu erfüllen und weiter zu entwickeln.  Mobilität soll gefördert, Dorfläden gemeinsam mit den Bürgern vor Ort entwickelt und gegen Landflucht soll Gemeinschaft vor Ort gestiftet werden.

In der anschließenden Diskussion warnte Landrat Helmut Riegger vor Sozialromantik. Die Menschen seien im Beruf, in Familie und Nachbarschaft bereits jetzt sehr gefordert. Mut für soziale Entwicklungen machte Riegger, indem er aufforderte, sich Ziele für die soziale Arbeit zu setzen und anzustreben, und nicht zuerst die Frage nach dem Geld zu stellen, sondern "was will ich erreichen". "Wenn ich etwas verwirklichen möchte, lässt sich Geld finden", verwies Riegger auf mehrere Infrastrukturprojekte für den Landkreis Calw.

Bürgermeister Holger Buchelt aus Höfen unterstrich die Nöte von kleinen Gemeinden: "Die Menschen wollen leben wie in einer Stadt, aber der Gemeinsinn ist weniger geworden." Dankbar zeigte sich Buchelt für soziale Einrichtungen wie die Diakonische Bezirksstelle oder die Erlacher Höhe. Wenn Menschen in Not kämen, könne auf diese Beratungsangebote verwiesen werden: "Wir haben keine Obdachlosen, wir haben die Erlacher Höhe." In der Diskussion um die Pflege waren sich alle Beteiligten einig, dass diese unterbewertet und unterbezahlt sei. Dekan Erich Hartmann unterstrich die teils mangelhafte Finanzierung von Diakoniestationen sowie der Telefonseelsorge. Mielich ermunterte die Verantwortlichen mit den Krankenkassen intensiv zu verhandeln, damit Pflege mit Qualität geleistet werden kann. Bernd Schlanderer, Geschäftsführer des forumDiakonie, wies darauf hin, dass die Gestaltung des Sozialen auch im ländlichen Raum ein wichtiger Beitrag für den sozialen Frieden in der Gesellschaft ist und die Politik gefordert ist, das weitere Öffnen der Schere zwischen Reichen und der Mittelschicht zu verhindern.